Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P02_14
DOI: 10.1055/s-0035-1566586

Peripartale Hysterektomie – Ursachen, Geburtsverlauf, Outcome und Analyse der Fälle des Zeitraums 2000 – 2014 einer deutschen Universitätsklinik

M Bohlig 1, J Weichert 1, C Härtel 2, F Hoellen 1, C Banz-Jansen 1, MK Bohlmann 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck, Germany
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck, Germany

Ziel: Die peripartale Hysterektomie (PH) stellt die ultima ratio bei lebensbedrohlicher peripartaler Hämorrhagie (PPH) dar. 2011 wurden mit dem „Management der postpartalen Blutung” der interdisziplinären D-A-CH-Konsensusgruppe standardisierte Empfehlungen bei PPH publiziert. National erstmalig sollen im Rahmen dieser Arbeit PH nach Indikation, Risikofaktoren, peripartaler Versorgung sowie mütterlichem/kindlichem Outcome analysiert und mit dem D-A-CH-Algorithmus abgeglichen werden.

Methodik: Alle im Zeitraum 2000 – 2014 an der Lübecker Universitätsklinik bei Einlingsgraviditäten erfolgten PH (Gruppe A) wurden mit einer Kontrollgruppe (n = 60) ohne PH verglichen. Die statistische Auswertung beider Gruppen erfolgte mittels Mann-Whitney-U-, Chi-Quadrat- und Fisher's exakten Test, ein p-Wert < 0,05 galt als signifikant.

Ergebnis: 15 der 30 analysierten PH waren bedingt durch Placentaimplantationsstörungen (PIS) (davon 7 Fälle mit Placenta increta bzw. percreta), 10 aufgrund einer Atonie, 4 durch eine Uterusruptur, während eine Uterusnekrose vorlag. Gruppe A zeigte, verglichen zur Kontrolle, ein signifikant höheres maternales Alter und niedrigeres Gestationsalter, eine erhöhte Anzahl an Vorgraviditäten, Z.n. (Re-)Sectio (n = 16) und anderen Uterus-OPs, und Placentae praeviae. Gruppe A wies signifikant niedrigere APGAR-Werte und einen längeren postpartalen Aufenthalt auf. 13 Frauen benötigten Massentransfusionen. Hauptkomplikationen der PH waren revisionsbedürftige Blutungen (8) und Blasenläsionen (3). Es ließ sich eine Kohärenz mit den wesentlichen Schritten des D-A-CH-Algorithmus feststellen.

Schlussfolgerung: Die PH weist eine hohe Morbidität auf, Hauptindikation war die PIS im Zustand nach Sectio. Die Antizipation der Risikofaktoren einer PIS könnten Morbidität sowie peripartale Komplikationen senken und Therapieoptionen, wie z.B. interdisziplinäre Maßnahmen, ermöglichen. Die Senkung der Sectiorate dürfte entscheidend zur Reduktion der PH in einer Folgegravidität beitragen.