Ziel: Die optimierte medizinische Versorgung der letzten Jahrzehnte erhöhte die Überlebenschancen
von Frühgeborenen. In Deutschland besteht bezüglich der Folgen von Frühgeburt für
betroffene Kinder und das Gesundheitssystem ein Mangel an populationsbasierten Studien,
die das gesamte Geburtsgewichtsspektrum einschließen.
Methodik: Von 13.043 im Jahr 2007 geborenen, durchgängig versicherten sächsischen Kindern wurden
stationäre GKV-Routinedaten zu Mortalität, Morbidität, Inanspruchnahme stationärer
Gesundheitsleistungen und Kosten vom Geburtszeitpunkt bis zum 31.12.2013 analysiert.
Dies erfolgte für die Gesamtstichprobe und differenziert nach Geburtsgewichtsgruppen
(< 1500 g: Gruppe A; 1500 bis < 2500 g: Gruppe B; ab 2500 g: Gruppe C). Die Folgen
von Frühgeburt werden damit über bis zu 8 Jahre abgebildet.
Ergebnis: Kinder in Gruppe A (n = 153) wiesen eine deutlich höhere Mortalität (gesamt: 11,8%,
perinatal: 9,8%) auf als Kinder der Gruppen B (n = 701; Mortalität gesamt: 1,0%, perinatal:
0,3%) und C (n = 12.189; Mortalität gesamt: 0,3%, perinatal: 0,1%). Die Wahrscheinlichkeit
eines Krankenhausaufenthaltes (exkl. initialem geburtsbezogenen Aufenthalt) ist für
Kinder der Gruppen A und B etwa doppelt so hoch wie für Kinder der Gruppe C. Im Vergleich
zu Gruppe C waren in Gruppe A die Kosten pro Versichertem für Krankenhausbehandlungen
mehr als viermal so hoch, in Gruppe B etwa 2,5 mal so hoch. Häufigste stationäre Diagnosen
in Gruppe A waren J20, J18 sowie P07, während bei Kindern der Gruppen B und C am häufigsten
A08, J35 sowie A09 bzw. J20 codiert wurde.
Schlussfolgerung: Frühgeburtlichkeit geht mit erheblichen Gesundheitsbeeinträchtigungen betroffener
Kinder einher, die sich in erhöhter Inanspruchnahme stationärer Versorgung sowie deutlich
erhöhten stationären Gesundheitsausgaben niederschlagen. Präventive Ansätze zur Abmilderung
negativer Folgen von Frühgeburt sollten bezüglich ihres Nutzens überprüft und bei
hoher Effektivität und Effizienz im Versorgungskontext ausgebaut werden.