Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV12_4
DOI: 10.1055/s-0035-1566526

Sequentielle Geburtseinleitung mit Ballonkatheter und oralem Misoprostol: Beginn morgens oder abends?

S Kehl 1, C Weiss 2, M Schneider 1, F Baier 1, E Raabe 1, M Sütterlin 3, MW Beckmann 1, F Faschingbauer 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Germany
  • 3Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Frauenklinik, Mannheim, Germany

Einleitung: Die sequentielle Geburtseinleitung mit Ballonkathetern und Prostaglandinen wurde in den letzten Jahren vermehrt durchgeführt und untersucht. Viele Fragen sind noch offen, z.B. wann mit der Geburtseinleitung – morgens oder abends – begonnen werden sollte. Ziel dieser Studie war es daher zu untersuchen, ob es einen Unterschied in der Effektivität der Geburtseinleitung zwischen den verschiedenen Startpunkten gibt.

Material und Methoden: In diese historische Kohortenstudie wurden Geburtseinleitungen am Termin an zwei universitären Perinatalzentren (Erlangen: 2012 + 2013, Mannheim: 2011 – 2013) eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren u.a. ein vorzeitiger Blasensprung und ein vorheriger Kaiserschnitt. In der einen Gruppe wurde morgens mit dem Doppelballonkatheter begonnen und dieser nach 12 Stunden entfernt; am nächsten Morgen wurde mit oralem Misoprostol weiter eingeleitet. In der anderen Gruppe wurde abends mit dem Ballonkatheter begonnen und am nächsten Morgen nach Entfernung direkt mit Misoprostol fortgeführt. Der primäre Zielparameter war die Kaiserschnitt-Rate. Weitere Zielkriterien waren u.a. das Einleitung-Geburt-Intervall, die Rate an Geburten innerhalb 24 und 48 Stunden sowie an frustranen Geburtseinleitungen, d.h. keine vaginale Geburt innerhalb von 72 Stunden.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 415 Geburtseinleitungen („Morgen“-Gruppe: 156, „Abend“-Gruppe: 259) analysiert. Die Kaiserschnitt-Rate unterschied sich nicht zwischen den beiden Gruppen (27% vs. 24,3%, p = 0,555). Die Rate an frustranen Geburtseinleitungen war bei Erstgebärenden in der „Abend“-Gruppe signifikant geringer (12% vs. 3%, p = 0,04). Bei Mehrgebärenden war in der „Abend“-Gruppe das Einleitung-Geburt-Intervall kürzer (1756 vs. 1349 Minuten, p = 0,046) und die Rate an Geburten < 24 Stunden größer (35% vs. 56% Minuten, p = 0,016).

Schlussfolgerung: Der Beginn der Geburtseinleitung mit dem Ballonkatheter am Abend ist mit einem schnelleren Eintritt der Geburt assoziiert.