Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV09_2
DOI: 10.1055/s-0035-1566505

Flecainid ist die effektivste Therapie bei fetaler supraventrikulärer Tachykardie

B Strizek 1, I Gottschalk 2, U Herberg 3, A Geipel 1, C Berg 1, 2, U Gembruch 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
  • 2Universitätsfrauenklinik Köln, Pränatale Medizin und Geburtshilfe, Köln, Germany
  • 3Universitätsklinikum Bonn, Kinderkardiologie, Bonn, Germany

Fragestellung: Supraventrikuläre Tachykardien können ab einer kritischen Herzfrequenz von ca. 210 SpM über eine Erhöhung des zentralvenösen Drucks zu einem Hydrops fetalis mit konsekutiver Mortalität in bis zu 40% führen. Gerade bei Auftreten eines Hydrops ist eine Therapie mit Digoxin häufig nicht mehr wirksam. In dieser Studie sollen Effektivität und Zeit bis zum Therapieerfolg in einer Kohorte von mit Flecainid behandelten Feten untersucht werden.

Methodik: Retrospektive Analyse in 2 Zentren aller Patientin mit fetaler Tachyarrhythmie von 2002 bis 2014. Eingeschlossen wurden Feten mit und ohne Hydrops, die transplazentar mit Digoxin, Flecainid, Amiodaron oder einer Kombinationstherapie behandelt wurden. Untersucht wurden Typ der Rhythmusstörung, Art der Therapie, Ansprechen und Zeit bis zum Sinusrhythmus und Nebenwirkungen.

Ergebnis: Im Untersuchungszeitraum wurden 10 nicht-hydropische Feten primär mit Digoxin und 34, davon 21 (62%) mit Hydrops, primär mit Flecainid oder Flecainid/Digoxin behandelt, durchschnittlich mit 29 SSW (20 – 37 SSW). Die Ursachen waren supraventrikuläre Reentry-Tachykardie (40), Vorhofflimmern (2) und andere Tachyarrhythmien (2).

Die Rate erfolgreicher Konversion in einen dauerhaften Sinusrhythmus war 82% (F) vs. 80% (D), allerdings war bei 8/10 Patientinnen sekundär ein Therapiewechsel von Digoxin auf Flecainid notwendig.

Ein stabiler Sinusrhythmus wurde im Mittel 4 Tage nach Beginn von Flecainid vs. 12 Tagen nach Beginn von Digoxin erreicht (p < 0,05).

Schwere maternale oder fetale Nebenwirkungen traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Eine transplazentare Flecainid-Therapie ist bei Feten mit supraventrikulären Tachykardien hocheffektiv, weil es schneller als andere Medikamente zu einer Konversion in einen stabilen Sinusrhythmus führt, auch wenn bereits ein Hydrops fetalis vorliegt. Solange keine Ergebnisse randomisierter Studien zur optimalen Therapie fetaler Tachyarrhythmien vorliegen, sollte Flecainid als Mittel der ersten Wahl angesehen werden.