Fragestellung: Schwere postpartale Blutungen (PPH) sind mit hoher Morbidität und Mortalität assoziiert.
Ursprünglich für die militärische Traumatologie entwickelte Chitosan beschichtete
Tamponaden (Celox®) führen bei Erythrozytenkontakt zur lokalen Blutgerinnung, die
unabhängig von der körpereigenen Hämostase, Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren sind.
Ziel der Studie war insbesondere zu prüfen, ob Celox® die Zahl von postpartalen Hysterektomien
(HE) senken kann.
Methodik: Eine retrospektive Auswertung der von Mai 2011 bis Juni 2015 am Marienkrankenhaus
Hamburg mit Celox® behandelten PPHs. Neben der leitliniengerechten Versorgung wurde
der Uterus bei persistierender Blutung mit Celox® tamponiert. Deskriptive Analyse
relevanter Diagnosen, des Entbindungsmodus, Blutstillungsmaßnahmen, der Blutprodukte,
Entzündungs-, Hämoglobinwerte, Zeitpunkt der Tamponadenentfernung. Der Vergleichszeitraum
war 26 Monate vor Einführung von Celox® bei ansonsten gleichem Blutungsmanagement
(5498 Geburten, 10 HEs). Wir verwendeten den Chi-Quadrat Test mit Yates-Korrektur.
Angaben deskriptiver Daten als Median (± Interquartilsbereich).
Ergebnis: Celox® wurde in 86 Fällen von PPH verwendet (0,69%. von 12.484 Geburten). Patientinnen
waren 32 (± 4) Jahre alt und in der 2 (± 1) Schwangerschaft. 63 (73%) erhielten Erythrozyten-,
39 (45%) Plasma- und 18 (21%) Thrombozytenkonzentrate. In 3 Fällen (3%) war ein Gefäß-Coiling
nötig. Bei allen stieg das CRP auf 147,5 (± 69)mg/l, die Leukozyten auf 18,9 (± 4)/nl
an. 6 (7%) entwickelten Fieber, aber keine Sepsis. Tamponaden wurden nach 24 (± 6)
Stunden entfernt. In 6 Fällen (7%) erfolgte eine HE (0,05% der Gesamtgeburten). Seit
Einführung von Celox® waren im Beobachtungszeitraum signifikant weniger HEs notwendig
(0,05% vs. 0,18%, OR 0,28; p = 0,0183).
Schlussfolgerung: Die Verwendung von Celox® reduziert die Rate an postpartalen HEs signifikant auf
etwa ein Viertel. Die Tamponaden sind einfach zu handhaben und kostengünstig.
(Keine Interessenskonflikte).
