Sportphysio 2015; 03(04): 148-150
DOI: 10.1055/s-0035-1566280
Research
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sportphysio Research

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. November 2015 (online)

Rückkehr zum Sport nach VKB-Rekonstruktion

Funktionelle Testbatterie Wann, wie und ob Sportler nach einer vorderen Kreuzbandrekonstruktion (VKBR) in ihre Sportart zurückkehren sollten, bleibt immer noch ein hoch kontroverses Thema. Da diesbezüglich auch ein internationaler Konsens über den aktuellsten wissenschaftlichen Standard fehlt, werden die Experten beim 1. Weltkongress „Return to Play“ 2015 in Bern sich mit solchen Fragestellungen auseinandersetzen (www.rtp2015.com).

Die Gruppe um C. Hoser und C. Fink aus Innsbruck hat sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt und vor kurzem zwei interessante Publikationen über „funktionelle Tests“ nach VKBR (für eine RTP-Bestimmung konzipiert) veröffentlicht. Ein Diskussionspunkt ist z. B. der Vergleich betroffene/nicht betroffene Seite mit den häufig definierten prozentualen Defiziten und mit der Limitierung, dass oft präoperative oder sogar normative Daten bei vielen Tests nicht vorhanden sind.

Die Testbatterie „Back in Action“ dauert ca. 45–60 Minuten (inkl. 10 Min. Warm-up) und beinhaltet sieben Tests: zweibeinige und einbeinige Stabilisationstests, einbeinige sowie zweibeinige und einbeinige Counter Movement Jumps (CMJ), plyometrische Sprünge, „Speedy Test“ und „Quick Feet Test“. Alle Messungen wurden mit einem relativ einfachen Equipment realisiert (Abb. 1–9). In einem ersten Artikel wurde die Reliabilität jedes Tests analysiert und für jegliche einbeinige Testsituation der „Limb Symmetry Index (LSI)“ bestimmt. Für die normativen Daten konnten über 400 Personen evaluiert werden: männliche und weibliche, die man in vier Altersklassen unterteilte (10–14, 15–19, 20–29 und 30–50 Jahre). Die Werte der verschiedenen Tests wurden in fünf Kategorien klassifiziert: sehr gut, gut, normal, schwach, sehr schwach. Interessanterweise fand man Asymmetrien bei den Tests der unteren Extremitäten um mehr als 10 %, und dies abhängig von der dominanten und nichtdominanten Seite. Der LSI für die einbeinige Stabilität war besser mit dem nichtdominanten Bein (98 %), wobei der LSI deutlich höher im einbeinigen CMJ auf der dominanten Seite war (124 %). Diese Elemente sind sehr bedeutend, wenn es um die Interpretation solcher Testresultaten geht, v. a. wenn es sich um einen postoperativen Patienten handelt.

Folglich befasste sich die zweite Publikation mit einer Gruppe junger VKBR-Individuen, wobei im Rehabilitations- und Trainingsprozess – alle folgten einem standardisierten Protokoll – die dargestellte Testbatterie zwei Mal angewendet wurde, v. a. um ein sicheres RTP oder „Return to Sport“ zu empfehlen. Basierend auf den normativen Daten für VKBR-Patienten wurden folgende RTP-Kriterien formuliert: LSI > 90 % für die dominante Seite und LSI > 80 % für die nichtdominante Seite. Nach ca. fünf bis sechs Monaten post-OP erreichten 11 Patienten (15,9 %) „gute oder normale“ Werte, und nach acht Monaten waren es 12 Patienten (17,4 %). Anders formuliert: 82,6 % aller VKBR-Patienten zeigten acht Monate post-OP funktionelle Defizite in einem oder mehreren Tests, wenn mit normativen Werten (Alter/Geschlecht – matched) verglichen wurde. Die Ergebnisse der Innsbruck-Gruppe lassen uns über vieles nachdenken – bedenkt man die bisherigen bescheidenen Ergebnisse der RTP-Rate bei VKBR-Athleten. mb

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Two-Leg Stability Test (TL-ST) (Foto: C. Hildebrandt)

Part I: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2015; 23: 1273–1281. doi: 10.1007/s00167–015-3560–5. No abstract available.

Part II: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2015; 23: 1283–1291. doi: 10.1007/s00167–015-3546–3. Epub 2015 Feb 28.

DESIGN Part I: Reliabilitätsstudie, normative Datensammlung. Part II: prospektive Test-Retest-Pilotstudie

TEILNEHMER Part I: 28 Individuen (13 Frauen, 15 Männer, Durchschnittsalter 24 J.) für Reliabilitätsstudie, 434 für die normative Datensammlung (10–50 J.)
Part II: 69 Patienten mit unilateralen VKBR (27 Frauen – Durchschnittsalter 21 J. und 42 Männer – Durchschnittsalter 22 J.)

UNTERSUCHUNGSZEITRAUM Part I: 5 Tage zwischen Tests und Retests; Datensammlung über 2 Jahre
Part II: durchschnittlich 5.6 und 8 Monate post VKBR

EINSCHLUSSKRITERIEN Sportlich aktive Individuen

AUSSCHLUSSKRITERIEN Part I–II: vorherige Hüft-/Knie-/Sprunggelenksverletzungen, aktuelle muskuloskeletale Schmerzen

OUTCOMES Part I: ICC-Werte für Reliabilität; normative Daten der Testbatterie. Part II: zwei Messungen (Testbatterie), ca. nach fünf, sechs und acht Monaten post VKBR, normative Datensammlung. Part II: prospektive Test-Retest-Pilotstudie

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(Foto: C. Hildebrandt)
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Two-Leg Counter Movement Jump (TL-CMJ) (Foto: C. Hildebrandt)
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Two-Leg Plyometric Jump (TL-PJ) (Foto: C. Hildebrandt)
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One-Leg Counter Movement Jump (OL-CMJ) (Foto: C. Hildebrandt)
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Speedy Jump (OL-SJ) (Foto: C. Hildebrandt)
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Speedy Basic Jump Set (TST Trendsport, Grosshöflein, Österreich) (Foto: C. Hildebrandt)
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Quick Feet Test (TL-QFT) (Foto: C. Hildebrandt)
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Quick Feet Test (TL-QFT) (Foto: C. Hildebrandt)