Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36 - P07
DOI: 10.1055/s-0035-1565968

Wirkungen von Polyphenol-reichem Olivenöl auf kardiovaskuläre Risikofaktoren – systematischer Review und Metaanalyse

CD Hohmann 1, H Cramer 2, A Michalsen 1, C Kessler 1, N Steckhan 1, K Choi 1, G Dobos 2
  • 1Hochschulambulanz für Naturheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • 2Abteilung für Innere und Komplementärmedizin, Kliniken Essen-Mitte, Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Hintergrund: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Haupttodesursache weltweit. Präventionsansätze in der Ernährung sind einfach und wirksam. Diese können umso effektiver sein, wenn die empfohlenen Nahrungsmittel neben ihrem Nährwert auch pharmakologische Eigenschaften aufweisen – sog „Nutraceuticals“ – wie etwa hochphenolisches Olivenöl (high phenolic olive oil; HPOO).

Fragestellung: Mittels dieses systematischen Reviews und Metaanalyse wurden die Wirkungen des Konsums von HPOO auf kardiovaskuläre Risikofaktoren in Rahmen der Prävention evaluiert.

Datenerhebung: Medline/PubMed, EMBase, die Cochrane Library, CAMbase und CAM-QUEST wurden im Juli 2013 durchsucht. Randomisierte kontrollierte Studien (RCT), welche den Konsum von Olivenöl mit hohem bzw. niedrigem Phenolgehalt bei Gesunden oder Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen untersuchten wurden eingeschlossen. Für die Evaluation der Studienqualität wurde das „risk of bias tool“ der Cochrane Collaboration verwendet. Die untersuchten Ergebnisparameter waren Blutdruck, Serum-Lipoproteine und Serum-Oxidationsmarker. Die standardisierte Mittelwertdifferenz (SMD) und ein 95% Konfidenzintervall (CI) wurden mittels der generischen inversen Varianz basierend auf dem Random-Effects-Modell berechnet. Acht „cross over“ RCT mit einer Gesamtpatientenzahl von 355, welche den Konsum (über 21 – 90 d) von hoch bzw. niedrig phenolischem Olivenöl verglichen, wurden eingeschlossen.

Ergebnisse: Es wurden mittlere Effektstärken für die Senkung des systolischen Blutdrucks gefunden (n = 69; SMD -0,52; CI -0,77/-0,27; p < 0,01) sowie kleine für die Senkung des oxLDLs (n = 300; SMD -0,25; CI [-0,50/0,00]; p = 0,05). Keine Wirkungen konnten für den diastolischen Blutdruck (n = 69; SMD -0,20; CI -1,01/0,62; p = 0,64); Malondialdehyd (n = 71; SMD -0,02; CI [-0,20/0,15]; p = 0,79), Gesamtcholesterin (n = 400; SMD -0,05; CI [-0,16/0,05]; p = 0,33); HDL (n = 400; SMD -0,03; CI [-0,14/0,08]; p = 0,62); LDL (n = 400; SMD -0,03; CI [-0,15/0,09]; p = 0,61); und Triglyzeride (n = 360; SMD 0,02; CI [-0,22/0,25]; p = 0,90) gefunden werden.

Schlussfolgerungen: HPOO zeigt kleine bzw. mittlere Effektstärken auf den systolischen Blutdruck bzw. den Serum-Oxidationsstatus (oxLDL). HPOO sollte daher als sinnvolles „Nutraceutical“ in der kardiovaskulären Prävention eingesetzt werden.

Die Studie wurde dankenswerter Weise von der Corona-Stiftung, Essen, finanziert.