Gesundheitswesen 2015; 77 - A381
DOI: 10.1055/s-0035-1563337

Schmerzstärke, soziale Unterstützung und depressive Symptome bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: eine Analyse des Puffer-Effektes sozialer Unterstützung

S Brandstetter 1, N Bartsch 1, G Riedelbeck 1, M Steinmann 1, J Loss 1, B Ehrenstein 2, C Apfelbacher 1
  • 1Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Asklepios Klinikum, Bad Abbach

Hintergrund: Soziale Unterstützung hat vielfache positive gesundheitliche Effekte (Holt-Lunstad et. al., 2010). Das Erleben sozialer Unterstützung wird u.a. als Puffer betrachtet, der schädliche Wirkung negativer Ereignisse abschwächen kann („Buffering Hypothesis of Social Support“, Cohen and Wills, 1985). Ziel dieser Studie war, bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zu untersuchen, ob soziale Unterstützung die Assoziation zwischen Schmerzstärke und depressiven Symptomen abschwächen kann. Methodik 361 Patienten mit ärztlich diagnostizierter RA (69,5% weiblich, Durchschnittsalter 60,2 ± 13,4 Jahre) bearbeiteten Fragebögen zu sozialer Unterstützung (F-SozU, Skalenwerte von 0 bis 5), depressiven Symptomen (Depressionsskala des „Hospital Anxiety and Depression Screening“ (HADS-D) Skalenwerte von 0 bis 21) und soziodemographischen sowie krankheitsbezogenen Informationen. Die empfundene Schmerzstärke während der letzten Woche wurde mittels visueller Analogskala erfasst (Skalenwerte von 0 bis 10). Es wurde eine multivariate Regression von Schmerzstärke auf HADS-D berechnet, aus F-SozU und Schmerzstärke wurde ein Interaktionsterm gebildet. Variablen, die univariat mit HADS-D assoziiert waren (u.a. Alter, Geschlecht, Medikationsklassen), wurden als potentielle Confounder eingeschlossen. Die Analyse erfolgte mit SPSS. 21. Ergebnisse: Schmerzstärke und wahrgenommene soziale Unterstützung waren im multivariaten Modell unabhängig voneinander mit dem Erleben depressiver Symptome assoziiert (B = 0,21, p < 0,01; B =-2,44, p < 0,001). Bei Patienten, die ein hohes Ausmaß an sozialer Unterstützung erfuhren, war die Assoziation zwischen Schmerzstärke und depressiven Symptomen weniger stark ausgeprägt, verglichen mit Patienten mit geringerer sozialer Unterstützung. Allerdings war dieser Moderationseffekt nicht signifikant (B =-0,17, p = 0,07). Diskussion: Ein hohes Ausmaß an sozialer Unterstützung geht bei Patienten mit RA mit weniger depressiven Symptomen einher, unabhängig von der Schmerzstärke. Ein Puffer-Effekt der sozialen Unterstützung konnte allerdings in dieser querschnittlichen Studie nicht gezeigt werden.