Gesundheitswesen 2015; 77 - A379
DOI: 10.1055/s-0035-1563335

Versorgungsforschung im Öffentlichen Gesundheitsdienst: Ein systemtheoretisches Modell

A Hollederer 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Nürnberg

Hintergrund: Das öffentliche Gesundheitswesen ist sowohl Handlungsfeld als auch anwendungsorientierte Wissenschaft, an der viele Fachdisziplinen und Professionen beteiligt sind. Gerade im Öffentlichen Gesundheitsdienst wirken methodisch und fachlich mehrere medizinische Fachdisziplinen und verschiedene Berufsgruppen bei der Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen zusammen. Die Versorgungsforschung zeichnet sich ebenfalls durch ein hohes Maß an Multidisziplinarität und -professionalität aus und ist bestrebt, alle wissenschaftlichen Disziplinen und alle in der Versorgung tätigen Berufsgruppen für umfassende Forschungsaktivitäten zu integrieren. Im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist aber zu konstatieren, dass die Versorgungsforschung Entwicklungspotenzial hat, weil es häufig an tragfähigen Strukturen für Versorgungsforschung und Theorienentwicklungen mangelt. Methodik: Die vorhandenen theoretischen Modelle und Instrumentarien der Versorgungsforschung müssen für eine verstärkte Anwendung im Öffentlichen Gesundheitsdienst und öffentlichen Gesundheitswesen bewertet und weiter spezifiziert werden, da diese primär auf die Patientenversorgung und Behandlung im klinischen Bereich abzielen. Sie können im Öffentlichen Gesundheitsdienst vom Wesensgehalt der Aufgaben in vielen Handlungsfeldern nicht ohne weitere Anpassungen angewandt werden. Ergebnisse: Für diesen Zweck wird ein systemtheoretisches Modell der Versorgungsforschung speziell für den Öffentlichen Gesundheitsdienst als Grundlage vorgeschlagen. Es baut auf einem Modell der Gesundheitssystemforschung von Schwartz und Busse (2012) und einem „Input – Throughput – Output – Outcome“-Modell der Versorgungsforschung von Pfaff (2003) auf. Als theoretisches Basismodell für die Versorgungsforschung im öffentlichen Gesundheitswesen und Öffentlichen Gesundheitsdienst bietet es eine hohe Kompatibilität zu dem heterogenen Aufgabenprofil. Es bildet die Makro-, Meso- und Mikroebene im Gesundheitssystem als adäquate Analyseebenen der Versorgungsforschung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst in seinen Zuständigkeitsbereichen ab. Diskussion: Auf der einen Seite bieten die Aufgaben- und Kompetenzbereiche im Öffentlichen Gesundheitsdienst viele Ansatzpunkte und Zugangswege für die Versorgungsforschung. Auf der anderen Seite sind im Öffentlichen Gesundheitsdienst für die Bewältigung der großen Herausforderungen im Gesundheitswesen mehr Ergebnisse der Begleit- und Ergebnisforschung und verstärkt Ansätze von „New Public Health“ erforderlich.

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