Gesundheitswesen 2015; 77 - A372
DOI: 10.1055/s-0035-1563328

Einfluss von Verhaltenssymptomen auf die gemeindenahen Versorgungsangebote

M Setzer 1, S Schaller 1, V Marinova-Schmidt 1, I Wart 1, K Luttenberger 2, E Gräßel 2, JM Maler 2, K Hösl 3, G Massicot 3, S Popp 3, C Siegl 3, A Ahnert 3, J Kornhuber 2, P Kolominsky-Rabas 1
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (IZPH)
  • 2Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 3Klinikum am Europakanal, Erlangen

Hintergrund: Neuropsychologische Verhaltensauffälligkeiten treten häufig bei Patienten mit einer demenziellen Erkrankung auf und spielen bei der Unterstützung und Pflege für pflegende Angehörige eine wesentliche Rolle. Methodik: Es wurden Daten des Erlanger Demenz Register (2012 – 2014) ausgewertet (N = 91). Diese wurden mit standardisierten Instrumenten (Charlson-Index, NPI, CNA-D) in face-to-face Interviews, mit Menschen mit Demenz und deren Angehörigen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung (T0) erhoben. Ergebnisse 62% der Angehörigen gaben an, selbst tendenziell stark durch die konkreten depressiven Symptome der Menschen mit Demenz belastet zu sein. 39% aller Angehörigen berichteten davon, von dem Interessenverlust und Stimmungsschwankungen der an Demenz erkrankten Person stark belastet worden zu sein. Dieses Belastungsempfinden der Angehörigen, in Bezug auf neuropsychologische Verhaltensauffälligkeiten der Personen mit Demenz, spiegelte sich auch in den angegebenen Bedürfnissen bezüglich der Unterstützung von Angehörigen wider. So konnte im Bereich der emotionalen Belastung, im Gegensatz zu organisatorischen oder informationellen Bereichen, ein sehr hoher Unterstützungsbedarf identifiziert werden. Dabei räumten 36% der Angehörigen eine Überforderung mit der Situation ein und 34% berichteten, selbst an depressiven Symptomen zu leiden. Explizit wurden mehr psychologische Therapieangebote, sowie angeleitete Angehörigengruppen und Selbsthilfegruppen gewünscht. Diskussion: Diese Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass 1.) Verhaltensauffälligkeiten bei den an Demenz erkrankten Personen bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zu berücksichtigen sind, 2.) diese Symptome einen starken Einfluss auf das Belastungsempfinden der unterstützenden Angehörigen haben und 3.) ein großer Bedarf an Unterstützungsangeboten für Angehörigen von Menschen mit Demenz, explizit bei der psychologischen Bewältigung der Gesamtsituation besteht.