Gesundheitswesen 2015; 77 - A367
DOI: 10.1055/s-0035-1563323

Kapital, Handlungsspielräume und Gesundheit

T Abel 1
  • 1ISPM, Univ. Bern

Im ersten Teil werden die Zusammenhänge von Kapital, Handlungsspielräume und Gesundheit thematisiert. Die Kapitaltheorie von P. Bourdieu ist eine der umfassendsten Ansätze zur Erklärung der Reproduktion sozialer Ungleichheiten in modernen Gesellschaften und liefert eine in sich konsistente Verbindung von Struktur und Handeln. Ihre Anwendung auf das Themenfeld der ungleichen Gesundheitschancen nimmt seit einigen Jahren Fahrt auf. „Agency“ als die Form des (gesundheitsrelevanten) Handelns welches, strukturelle Bedingungen mit den Wahlmöglichkeiten des Handelnden verbindet, bleibt bei Bourdieu auf die Reproduktion bestehender Machtverhältnisse beschränkt. Zur Konzeptualisierung der möglichen Funktion von „agency“ in (gesundheitsrelevanten) sozialen Veränderungsprozessen nehmen wir Rekurs auf die Capabilitiy Theorie von A. Sen. Die theoretische und praktische Weiterentwicklung der structure-agency Ansätze braucht einen passenden Begriffsapparat. Dazu werden im zweiten Teil derzeit häufig verwendete Begrifflichkeiten im Licht der structure-agency Perspektive konstruktiv-kritisch diskutiert. So zum Beispiel der Begriff der sog. „Zielgruppen“ (wer zielt hier eigentlich auf wen?) und der sog. „Vulnerablen Gruppen“ (Eine begriffliche Fokusverschiebung von unfairen strukturellen Bedingungen nun hin zu verletzlichen Individuen?). Darüber hinaus regt der Vortrag auch dazu an, eher tabuisierte Fragen der Public Health und Gesundheitsförderung anzusprechen. So z.B. „Gibt es eine Reproduktion der gesundheitlichen Benachteiligung durch die sozial benachteiligten Gruppen selber?“ und „Strukturverändernde agency – wer wollte das wirklich wollen und warum?“Anmerkung: Es wäre hilfreich, die TN des Workshops könnten vorab lesen: Capitals and Capabilities; Abel and Frohlich; SSM 2012.