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DOI: 10.1055/s-0035-1563322
Der Lebensstandardansatz als ergänzendes Messinstrument realtiver Armut: eine aktuelle Bestandsaufnahme
Eine zentrale Frage der Sozial- und Gesundheitswissenschaften wie auch der Epidemiologie ist, wie sich die gesundheitliche Situation von sozial benachteiligten Personen darstellt. Viele Studien bleiben hier relativ abstrakt und konzentrieren sich lediglich auf die klassischen Indikatoren des sozioökonomischen Status: Bildung, Beruf und Einkommen. Gegenwärtig wird der Lebensstandardansatz als ergänzendes Messinstrument des sozioökonomischen Status diskutiert. Der Lebensstandardansatz berücksichtigt dabei die Güter und Aktivitäten eines Haushalts, die die Betroffenen tatsächlich besitzen bzw. sich leisten können, unabhängig davon, ob sie diese nun aus dem Einkommen finanzieren, aus Ersparnissen oder aus anderen finanziellen Quellen. Der Lebensstandard betrachtet demnach nicht die Ressourcenseite (Bildung, Beruf und Einkommen), sondern das Ergebnis nach Einsatz der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen (wie bspw. der Besitz eines Farbfernsehers, das pünktliche Zahlen der Miete, das Sparen eines festen Betrags, der jährliche Urlaub oder das Einladen von Freunden zum Essen). Dadurch rücken die unmittelbaren Lebensverhältnisse in den Fokus der Analyse gesundheitlicher Ungleichheit und bieten ein tiefergehendes Verständnis über den Kontext, die Ursachen und Mechanismen, in denen gesundheitliche Benachteiligungen entstehen und sich manifestieren. Der vorliegende Beitrag stellt wesentliche Ergebnisse aus Deutschland zum Zusammenhang zwischen dem Lebensstandard und der gesundheitlichen Situation von Individuen vor und diskutiert inhaltliche Implikationen des Lebensstandardansatzes für die Gesundheitsforschung. Gegenstand des Vortrags sind verschiedene Studienergebnisse aus Deutschland, die sich unter anderem mit der Effektstärke, den Kausalmechanismen, dem Trendverlauf und dem Wirkungsgrad eines unzureichenden Lebensstandards auf verschiedene Gesundheitsoutcomes befassen. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es zur Implementierung des Lebensstandardansatzes in der epidemiologischen und gesundheitswissenschaftlichen Forschung weiter beizutragen und damit der einseitigen Fokussierung auf klassische Indikatoren des sozioökonomischen Status entgegenzuwirken.
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