Hintergrund: Die Behandlung älterer Patienten mit zunehmend multimorbider Krankheitslast wird
das Behandlungssystem vor neue Herausforderungen stellen, die auch die Arzt-Patienten-Interaktion
und Gesprächssituation zwischen Arzt und Patient zukünftig verändern wird. Nationale
sowie internationale Studien zeigen, dass das ärztliche Gespräch allgemein einen großen
Einfluss auf den Behandlungserfolg und die Patientenzufriedenheit hat. Zudem zeigten
Studien, dass sich Patienten in ihren Kommunikationspräferenzen nach soziodemografischen
und sozioökonomischen Hintergrundmerkmalen unterschieden. Für die Gruppe der älteren
Patienten wissen wir bislang wenig bezüglich deren Präferenzen und insbesondere kommunikativen
Kompetenzen, die im Sinne der Health Literacy in die Arzt-Patienten-Interaktion aktiv
vom Patienten eingebracht werden könnten. Daher geht dieser Beitrag folgenden Fragen
nach: 1) welche Präferenzen haben ältere Patienten an die Arzt-Patienten-Interaktion
(A-P-I) und 2) welche kommunikativen Kompetenzen haben ältere Patienten, um die Interaktion
mit dem Arzt zu gestalten? Zudem werden 3) Unterschiede in den Präferenzen und kommunikativen
Kompetenzen der älteren Patienten in der A-P-I in Abhängigkeit des sozioökonomischen
Hintergrundes untersucht. Methodik: Im Rahmen eines qualitativen Designs werden die Präferenzen und kommunikativen Kompetenzen
(als Ressourcen) älterer, multimorbider Patienten (mit mind. zwei chronischen Erkrankungen)
in der Arzt-Patienten-Interaktion (A-P-I) exploriert. Insgesamt werden 20 Patienten
ab dem Alter von 60 Jahren sowie ergänzend fünf Ärzte im hausärztlichen Setting mittels
Leitfadengestützter Interviews befragt. Die Auswertung erfolgt in Anlehnung an die
Grounded Theory. Ergebnisse: Die Durchführung der Interviews, Transkription und Auswertung erfolgt im Sommer 2015.
Erste Ergebnisse werden im Rahmen der Tagung präsentiert. Diskussion: Die Studie liefert erstmals Befunde über Präferenzen und kommunikative Kompetenzen
der älteren Patienten auch nach sozioökonomischen Gesichtspunkten. Basierend auf diesen
Ergebnissen soll zukünftig eine Schulung der Kommunikationsfertigkeiten für ältere
Patienten entwickelt werden, die die Patienten im Sinne der Konzepte des Health Literacy
und Patient-Empowerment befähigt ihre Präferenzen in der A-P-I bewusst wahrzunehmen
und kommunikativ umzusetzen.