Gesundheitswesen 2015; 77 - A330
DOI: 10.1055/s-0035-1563286

Mangelnde Akzeptanz der HPV-Impfung: Welche Rolle spielen die Medien?

S Lindl-Fischer 1
  • 1Freie Universität Berlin

Hintergrund: Für die breite Öffentlichkeit sind Massenmedien neben Arzt-Patienten-Gesprächen die Hauptinformationsquelle über empfohlene Präventionsmaßnahmen. Daher ist es nötig, Wissen über mögliche Einflüsse medialer Thematisierung auf die Akzeptanz zu gewinnen. Dies wird am Beispiel der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) untersucht. HPV gelten als Verursacher von Genitalwarzen und Tumoren, insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Seit 2006 können Mädchen vor dem ersten Sexualkontakt gegen kanzerogene HPV-Typen immunisiert werden. Trotz rascher Aufnahme in den STIKO-Impfkalender erreicht die Durchimpfungsrate hierzulande nur rund 30%. Ebenfalls ein Drittel der Mädchen ist Studien zufolge unentschlossen und unsicher; Basiswissen über HPV, ein wichtiger Prädiktor für die Impfentscheidung, fehlt häufig. Wie die Kommunikationswissenschaft zeigt, rücken Informationen stärker ins öffentliche Bewusstsein, die die Medien häufig und intensiv aufgreifen (Agenda-Setting). Zudem schaffen Redaktionen Interpretationsrahmen (Frames), indem sie unterschiedliche Aspekte hervorheben, einzelne Akteure häufiger zu Wort kommen lassen etc. Welchen Anteil hat die mediale Thematisierung daran, dass sich die HPV-Impfung im Versorgungsalltag so schwer tut? Methodik: Zunächst wird der Mediendiskurs zur HPV-Impfung zwischen Januar 2006 und Dezember 2013 inhaltsanalytisch untersucht und Schlüsselereignisse, Aufmerksamkeitskonjunkturen, Thematisierungsmuster, Bewertungen und Hauptakteure herausgearbeitet. Anschließend werden in einer Zeitreihenanalyse Zusammenhänge zwischen der veröffentlichten Meinung und der Impfakzeptanz, operationalisiert über Abrechnungsdaten, geprüft. Soweit verfügbar dienen Umfragedaten zur Einordnung der quartalsweisen Befunde. Hinweise auf Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung der HPV-Impfung geben zudem Aufzeichnungen zu häufig genutzten Suchanfragen aus Google Trends. Ergebnisse und Diskussion: Neben dem Modus der Stichprobengenerierung werden objektive Auswertungsmöglichkeiten des Datenmaterials und das nach quantitativen und qualitativen Kriterien ausdifferenzierte Codebuch vorgestellt. Mit ihm sollen insgesamt 498 redaktionelle Beiträge aus fünf überregionalen Meinungsführermedien und drei reichweitenstärksten Jugend- und Frauenzeitschriften analysiert werden. Im Sinne des Zwei-Stufen-Flusses der Kommunikation werden auch vier führende Fachzeitschriften für Kinder-, Haus- und Frauenärzte einbezogen. Außerdem liegen erste deskriptive Befunde aus den Pretests vor, u.a. zur Reliabilität und Validität des gewählten Erhebungsverfahrens.

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