Gesundheitswesen 2015; 77 - A320
DOI: 10.1055/s-0035-1563276

Die Bedeutung des organisationalen Sozialkapitals für den Work-Home Conflict von Beschäftigten

A Nitzsche 1, F Miedaner 2, L Kuntz 2
  • 1Universität zu Köln, Köln
  • 2Universität zu Köln, Seminar für ABWL und Management im Gesundheitswesen, Köln

Hintergrund: Ein nicht funktionierendes Zusammenspiel zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben (Work-Home Conflict) stellt einen bekannten Risikofaktor für eine schlechtere Gesundheit, erhöhte Fehlzeiten und eine schlechtere Arbeitsleistung dar. Um effektive Maßnahmen zur Verringerung und Vermeidung des Work-Home Conflicts (WHC) ableiten zu können, sind daher Kenntnisse zu den Prädiktoren wichtig. Welche Rolle das organisationale Sozialkapital als mögliche Ressource hinsichtlich des WHC spielt, ist bisher nicht untersucht worden und steht im Mittelpunkt der Analysen. Methodik: Für die Analysen wurden Befragungsdaten von Ärzten und Pflegekräften (n = 2059) mit Strukturdaten aus insgesamt 64 neonatologischen Intensivstationen miteinander verknüpft, welche im Rahmen des durch das BMBF geförderten HSR-NICU Projektes* (Health Services Research in Neonatal Intensive Care Units) im Jahr 2013 erhoben wurden. Mittels Mehrebenenanalysen wurde der Zusammenhang zwischen dem organisationalen Sozialkapital auf Stationsebene und dem individuellen WHC der Beschäftigten untersucht, wobei weitere strukturelle und individuelle Merkmale zusätzlich berücksichtigt wurden. Ergebnisse und Diskussion: Beschäftigte in Stationen mit höherem Sozialkapital berichten über eine signifikant geringere negative Beeinflussung ihres Privatlebens durch die Arbeit. Die Ergebnisse unterstützen die These, dass organisationales Sozialkapital eine wichtige kollektive Ressource darstellt, die mit positiven Outcomes verbunden ist. Die Schaffung eines guten Betriebsklimas, also einer Arbeitsumgebung, die gegenseitiges Vertrauen und Unterstützung im Team ermöglicht, sollte vermehrt Beachtung finden und gezielt gefördert werden.

* Wir bedanken uns herzlich bei der gesamten HSR-NICU Projektgruppe, ohne die dieses Projekt nicht hätte realisiert werden können: Prof. Dr. Bernhard Roth, PD Dr. Angela Kribs & Dr. Katrin Halstenberg (Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin Abteilung Neonatologie); Prof. Dr. Christiane Woopen & Christian Enke (Uniklinik Köln, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Forschungsstelle Ethik); Prof. Dr. Rainer Riedel, Simone Schmidt & Oliver Homberg (Rheinische Fachhochschule Köln, Institut für Medizin-Ökonomie und medizinische Versorgungsforschung); Prof. Dr. Holger Pfaff Universität zu Köln Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft).