Gesundheitswesen 2015; 77 - A317
DOI: 10.1055/s-0035-1563273

FlexA – Flexibilisierung, Erreichbarkeit und Entgrenzung in der Arbeitswelt: Ist die arbeitsbezogene Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien außerhalb der regulären Arbeitszeit assoziiert mit somatoformen Beschwerden, Schlafquantität/qualität und Gesundheitsverhalten?

U Mrass 1, S Kolb 1, E Palm 2, B Heiden 3, B Herbig 3, D Nowak 3, J Glaser 2, C Herr 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
  • 2Institut für Psychologie, Universität Innsbruck, Innsbruck
  • 3Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der LMU München, München

Hintergrund: Somatische Beschwerden und Schlafstörungen sind in westlichen Industrieländern sehr verbreitet. So berichten Studien, dass ca. 16 bis 31 Prozent der Konsultationen in Allgemeinarztpraxen durch somatoforme Beschwerden verursacht werden. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Beschwerden auch durch flexible Beschäftigungsformen und vermehrte Entgrenzung in der Arbeitswelt verursacht werden können. Das Ziel dieser Studie ist es daher, die Auswirkungen von Flexibilisierungsprozessen – insbesondere Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit – auf somatische Beschwerden und Schlafqualität sowie auf das Gesundheitsverhalten von Beschäftigten zu untersuchen. Methodik: Die Studie wird im Rahmen des FlexA-Projektes durchgeführt. FlexA hat zum Ziel, die Auswirkungen flexibler Arbeitsstrukturen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu analysieren. Die Erhebung erfolgt anhand eines Onlinefragebogens. Zur Erfassung somatoformer Beschwerden wird der SSS-8 (somatic-symptom-scale-8) eingesetzt, der aus 8 Items besteht und als Kurzskala aus dem PHQ-15 (Patient Health Questionnaire-15) abgeleitet wurde. Für die Erhebung der Schlafqualität werden Items aus dem PSQI (The Pittsburgh sleep quality index) sowie vom Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelte Instrumente verwendet. Sie umfassen Schlafdauer, Schlafqualität, Schlafmittelkonsum wie auch Ein- und Druchschlafstörungen. Für die Operationalisierung des Expositionsparameter Erreichbarkeit in Hinblick auf IKT-Nutzung werden Items von Kossek et al. 2012 und Barber & Jenkins 2011 adaptiert. Diese messen neben der tatsächlichen und erwarteten Erreichbarkeit, auch die Kontrolle und selbstbestimmte Begrenzung von Erreichbarkiet außerhalb der regulären Arbeitszeit. Der Fragebogen wurde in 10 Betrieben aus unterschiedlichen Branchen eingesetzt. Ergebnisse: Erste deskriptive Ergebnisse zeigen eine abhnehmende Belastung durch Einschlafprobleme mit dem Alter bei Frauen und Männern. Von Durchschlafstörungen sind Frauen und Männer der Altersgruppe von 16 bis 39 Jahren am häufigsten betroffen. In Bezug auf somatoforme Beschwerden geben Frauen häufiger an unter starken und sehr starken somtischen Beschwerden zu leiden als Männer. Diskussion: Weitere Analysen, um Assoziationen zwischen Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit und Gesundheitoutcomes nachweisen zu können, werden derzeit im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführt.