Gesundheitswesen 2015; 77 - A312
DOI: 10.1055/s-0035-1563268

Der Einfluss organisationaler Strukturen auf das Vorhandensein palliativmedizinischer Expertise an deutschen Krankenhäusern

N Scholten 1, H Pfaff 1, U Karbach 1
  • 1Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Köln

Hintergrund: Palliativmedizinische Versorgung hat das Ziel, die Lebensqualität zu steigern und Krankheitssymptome zu lindern. Hiervon profitieren Patienten mit Tumorerkrankungen sowie auch Patienten mit anderen chronischen, lebenslimitierenden Erkrankungen. Die palliativmedizinische Behandlung wird in Deutschland auf spezialisierten Palliativstationen oder in anderen Fachabteilungen unter Leitung eines Facharztes mit der Zusatzweiterbildung Palliativmedizin angeboten. Bisher ist jedoch nur wenig über die stationäre, palliativmedizinische Versorgungssituation in Deutschland bekannt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Verbreitung palliativmedizinischer Fachabteilungen an deutschen Krankenhäusern zu untersuchen. Des Weiteren wird in Abhängigkeit zu den organisationalen Krankenhausstrukturen untersucht werden, in wie weit Palliativmediziner in den einzelnen Krankenhäusern und Fachabteilungen tätig sind. Methode: Als Datenbasis dienen die Daten der gesetzlichen Qualitätsberichte, welche verpflichtend jedes Jahr veröffentlicht werden müssen. Insgesamt konnten wir für das Jahr 2012 die Daten von 2031 Krankenhäusern analysieren. Als mögliche Einflussfaktoren auf organisationaler Ebene werden die Trägerschaft, der Lehrstatus, die Anzahl der Betten, der Urbanisierungsgrad wie auch die geografische Lage (Bundesländer) untersucht. Ergebnisse: Von den 2031 Krankenhäusern geben 180 Krankenhäuser das Vorhandensein einer palliativmedizinischen Abteilung und 760 ein Palliativzentrum an. Erste Analysen weisen darauf hin, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Trägerschaft, der Größe des Hauses, dem Lehrstatus und dem Vorhandensein einer palliativmedizinischen Fachabteilung besteht. Mit 63,4% der onkologischen Fachabteilungen weist diese Fachrichtung den größten Anteil an Abteilungen mit einem oder mehr Fachärzten mit der Zusatzweiterbildung Palliativmedizin auf. Neben der Fachrichtung der Fachabteilung lassen sich erste signifikante Assoziationen zwischen der Trägerschaft und der Anzahl der Betten auf das Vorhandensein eines Palliativmediziners erkennen. Diskussion: Die palliativmedizinische Versorgung ist besonders jetzt, da in Deutschland aktuell über eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe diskutiert wird, ein gesellschaftlich relevantes Thema. Neben der Beschreibung der aktuellen Versorgungssituation ist es hierbei wichtig, Faktoren zu identifizieren, die das Versorgungsangebot signifikant beeinflussen.