Gesundheitswesen 2015; 77 - A311
DOI: 10.1055/s-0035-1563267

Fairer Einrichtungsvergleich – welche Bedeutung weisen besondere Gruppenkonstellationen für den patientenseitigen Erfolg einer Einrichtung auf?

D Nowik 1, M Zeisberger 1, T Meyer 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Ziel der Mixed-Methods Studie MeeR (finanziert durch die Deutsche Rentenversicherung Bund) war es, Merkmale einer erfolgreichen Rehabilitationseinrichtung zu identifizieren. Während der Studie ergaben sich Hinweise darauf, dass die Zusammensetzung der Gruppe der Rehabilitanden/innen in den Einrichtungen den Erfolg der Rehabilitationseinrichtung über individuelle Merkmale hinaus mit bedingen könnte. Das könnte bedeuten, dass bei genügender Zahl von Rehabilitanden/innen mit prognostisch besonders günstigen oder ungünstigen Merkmalen eine „Infektion“ weiterer Rehabilitanden/innen stattfinden könnte. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, diese Hinweise einer ersten empirischen Prüfung zu unterziehen. Methodik: Datengrundlage waren Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung Bund aus dem Bereich Orthopädie der Jahre 2007 – 2011. Eingeschlossen wurden die nach erfolgter Case-Mix-Adjustierung jeweils neun erfolgreichsten und am wenigsten erfolgreichen stationären Rehabilitationseinrichtungen, für die mindestens n = 50 Datensätze von Rehabilitanden/innen vorlagen. Mittels relativer Risiken (RR mit 95% Konfidenzintervallen) wurde geprüft, ob sich die erfolgreichen und weniger erfolgreichen Rehabilitationseinrichtungen trotz Case-Mix-Adjustierung hinsichtlich prognostisch relevanter Merkmale der Rehabilitanden/innen (Rentenantragstellung, AU-Zeiten, Schulbildung, Stellung im Beruf, Reha-Verfahren und psychische Komorbidität) substantiell voneinander unterscheiden. Ergebnisse: 7.574 Rehabilitandinnen/Rehabilitanden wurden eingeschlossen. In den weniger erfolgreichen orthopädischen Rehabilitationseinrichtungen wurden anteilig signifikant mehr Rehabilitanden/innen mit Rentenantragstellung vor Reha (RR = 3,43), AU-Zeiten über 3 Monaten (RR = 2,21) und F-Diagnosen (RR = 1,91) behandelt. In den erfolgreichen Einrichtungen wurden anteilig mehr Rehabilitanden/innen mit höherem Schulabschluss ((Fach-)Abitur (RR = 2,32)) und im Angestelltenverhältnis (gegenüber Arbeiter RR = 1,99) behandelt. Es gab keinen Unterschied in den Anteilen von Rehabilitanden/innen im AHB-Verfahren gegenüber dem Heilverfahren. Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Adjustierung individueller Merkmale von Rehabilitanden/innen für einen fairen Einrichtungsvergleich zu kurz greifen könnte. Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit mögliche Phänomene, die sich aus der Zusammensetzung der Gruppen ergeben, nur als Ausgangsvoraussetzung betrachtet werden sollten oder auch als Herausforderung für die Einrichtungen, auf diese Ausgangsvoraussetzungen angemessen einzugehen. Hierzu bedarf es weiterführender Analysen im Rahmen von Mehrebenenmodellen, um entsprechende Unterschiede zwischen Einrichtungen mit zu modellieren.