Gesundheitswesen 2015; 77 - A281
DOI: 10.1055/s-0035-1563237

Die partizipative Entwicklung und Anwendung von Gesundheitsindikatoren. Ein exploratives systematisches Review

M Bach 1, C Santos-Hövener 2, S Hartung 3, M Wright 3, S Jordan 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin
  • 2Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin
  • 3Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, Berlin

Hintergrund: Der Gesundheitszustand von Populationen und die Ergebnisse von auf Gesundheit bezogenen Interventionen lassen sich nicht vollständig mit den derzeit verfügbaren epidemiologischen Daten erfassen. Besonders deutlich wird dies auf kommunaler Ebene, beispielsweise bei der Entwicklung einer präventionsorientierten Gesundheitsberichterstattung und Programmplanung. Zur Verbesserung der Datenqualität bietet die partizipative Indikatorenentwicklung spezifische Feldzugänge und eine Berücksichtigung des sozialräumlichen Umfeldes. Außerdem integriert und nutzt sie die unterschiedlichen Perspektiven kommunaler Partner. Vor diesem Hintergrund zielt das Review auf eine Exploration der Erfahrungen zur partizipativen Entwicklung von Indikatoren in der Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung. Methodik: Dazu wird eine explorative systematische Literaturrecherche in vier Schritten durchgeführt. Exploration: Ausgehend von Übersichtarbeiten zielt die Vorabrecherche auf eine mehrstufige Bildung von Suchbegriffen, mit denen eine kontextsensitive Suchstrategie verfolgt wird. Um alle relevanten wissenschaftlichen Disziplinen abzudecken, werden Begriffs-Kombinationen in sechs Meta-Datenbanken eingegeben. Spezifikation: Durch die Verwendung von booleschen Operatoren und Suchfeldkombinationen werden für jede einzelne Begriffs-Kombination möglichst relevante und entsprechend kurze Trefferlisten generiert. Sammlung: Die Trefferlisten werden in einer Literaturdatenbank zusammengeführt und von zwei unabhängigen Forschenden gesichtet (Titel und Abstract). Als Einschlusskriterien gelten eindeutig qualifizierbare Indikatoren, partizipative Durchführung und kommunaler Bezug. Auswertung: Die ausgewählten Artikel werden als Volltexte ausgewertet. Ein diskursiv entwickeltes Kategorienschema dient dabei zur Einordnung und Synthese der relevanten Textpassagen. Ergebnisse: Auf dem Kongress werden die gefundenen Indikatoren mit den jeweils verwendeten partizipativen Methoden vorgestellt. Sowohl die erreichte als auch die potenziell mögliche kommunale Integrationswirkung wird gesondert thematisiert. Insgesamt wird ein Überblick über das Forschungsfeld der partizipativen Indikatorenentwicklung gegeben und besonders praxisrelevante Beispiele werden als good practices vorgestellt. Diskussion: Im Review werden weiterhin die methodischen Herausforderungen der partizipativen Datenerhebung thematisiert. Zudem wird eine kritische Bewertung der Datenqualität, der Aussagekraft und der Anschlussfähigkeit an bestehenden Datensorten vorgenommen. Abschließend werden erste Empfehlungen für eine Übertragung der Ergebnisse auf die deutschen Praxisverhältnisse gegeben.