Gesundheitswesen 2015; 77 - A277
DOI: 10.1055/s-0035-1563233

Versorgungssituation älterer Schlaganfallpatientinnen und -patienten im ersten Jahr nach der Rehabilitation – Ergebnisse einer prospektiven Längsschnittstudie

J Deutschbein 1, M Kohler 2, A Pasedag 3, L Schenk 4
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland
  • 3AOK Sachsen-Anhalt, Magdeburg
  • 4Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Hintergrund: Trotz großer Fortschritte in der Akutversorgung bleibt der Schlaganfall dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Ein Großteil der Überlebenden ist zudem langfristig auf Unterstützung im Alltag und medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgungsleistungen angewiesen. Der Langzeitverlauf der Nachsorge und der gesundheitlichen Entwicklung der Betroffenen sind bislang nur unzureichend erforscht. In einer prospektiven Kohortenstudie, gefördert durch das BMBF im Rahmen des CSB, wurden Lebenssituation und Versorgungsverläufe von Schlaganfall-Betroffenen nach Entlassung aus der Rehabilitation untersucht. Hier werden erste Ergebnisse vorgestellt. Methodik: Eingeschlossen wurden Patient/innen ab 65 Jahren, unabhängig vom Schweregrad der Beeinträchtigungen (Rehabilitations-Phasen B-D), die wegen eines Schlaganfalls in einer kooperierenden stationären Rehabilitationseinrichtung behandelt wurden. Die Patient/innen wurden kurz vor Entlassung persönlich sowie nach 3, 6 und 12 Monaten telefonisch mittels standardisierter Instrumente befragt. Für die Erstbefragung (t0) konnten 412 Patienten gewonnen werden, 78% davon wurden selbst befragt, von 22% ein Proxy. Nach 12 Monaten (t3) konnten noch 261 Betroffene befragt werden (70% selbst, 30% Proxy). Ergebnisse: Die große Mehrheit der Befragten (83,6%) konnte nach der Rehabilitation in die alte Wohnung zurückkehren, 12,7% mussten in eine Pflegeeinrichtung ziehen, die übrigen in eine Form betreuten Wohnens. Nach 12 Monaten waren nur knapp 5% der zuhause Lebenden innerhalb des Jahres in eine andere Wohnform gewechselt. Auch hinsichtlich der Alltagsfunktionen ist ein positiver Trend zu beobachten: 78% blieben beim Barthel-Index stabil, 17% erreichen leichte Verbesserungen (5 – 15 Punkte), 5% stärkere (> 15). Dabei korrelierte der Anteil derjenigen mit Verbesserungen mit dem Grad der Pflegeabhängigkeit zu t0: 32% der punktuell Hilfsbedürftigen, 45% der Hilfsbedürftigen und 55% der weitgehend Pflegeabhängigen verbesserten ihren BI (nach Hamburger Manual; Chi2-Test p = 0,000). Diskussion: Die Daten geben Hinweise darauf, dass die Ergebnisse der neurologischen Rehabilitation innerhalb der ersten 12 Monate nach Entlassung weitgehend gehalten werden können. Weitere Analysen werden sich auf die subjektive Lebensqualität sowie den Einfluss sozialer und psychischer Ressourcen auf die Entwicklung konzentrieren.

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