Gesundheitswesen 2015; 77 - A267
DOI: 10.1055/s-0035-1563223

Der Bayerische Diabetesbericht: Gesundheitsberichterstattung im gesundheitspolitischen Kontext

J Kuhn 1, M Enke 2, I Schubert 3, I Köster 3, E Donnachie 4, M Wildner 1, W Caselmann 5
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
  • 3Universität Köln, Köln
  • 4Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München
  • 5Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München

Hintergrund: Typ-2-Diabetes mellitus gilt als eine der großen Volkskrankheiten, deren Prävalenz stetig zunimmt, deren Ursachen mit dem Lebensstil zusammenhängen und die zu einem erheblichen Teil durch Präventionsmaßnahmen beeinflussbar ist. Vor diesem Hintergrund hatte das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Thema als Jahresschwerpunkt 2014 ausgewählt und dazu einen Gesundheitsbericht beauftragt. Methoden: Datenbasis sind Sekundärdaten der amtlichen Statistik, der GEDA-Studie des Robert Koch-Instituts, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns sowie der AOK Bayern. Überwiegend wurden die Daten deskriptiv-epidemiologisch ausgewertet, teilweise wurden Standardisierungen auf die bayerische Bevölkerung vorgenommen, für Hintergrundanalysen auch multivariate Verfahren eingesetzt. Ergebnisse: In Bayern leben derzeit ca. 1 Million Erwachsene mit bekanntem Diabetes mellitus (Typ 1 und 2) sowie ca. 3.500 bis 4.500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren mit Diabetes Typ 1. Versorgungsdaten deuten darauf hin, dass die GEDA-Daten die Diabetesprävalenz in der Bevölkerung unterschätzen. Regional zeigt sich ein Nordost-Südgefälle der Diabetesprävalenz in Bayern, der sozioökonomischen Struktur Bayerns folgend. In der Versorgung sind inzwischen vergleichsweise hohe Teilnahmeraten an den Disease-Management-Programmen erreicht worden, zum Berichtszeitpunkt lagen sie bei 70% – 80% beim Typ-1-Diabetes und über 60% beim Typ-2-Diabetes. Teilweise werden definierte Versorgungsziele noch nicht erreicht, z.B. bei den Teilnahmeraten an den diabetesrelevanten Schulungen sowie wichtigen medizinischen Routineuntersuchungen. Im Hinblick auf die Kosten des Diabetes wurde eine eigene Kostenschätzung vorgenommen. Demnach liegen die Kosten des Diabetes in Bayern bei 1,9 – 2,6 Mrd., in Deutschland bei 13,2 – 18,2 Mrd. Euro. Fazit: Der Bayerische Diabetesbericht liefert die erste umfassende Übersicht zum Diabetesgeschehen in Bayern sowie in einzelnen Bereichen, z.B. der diabetischen Fußversorgung, unmittelbar versorgungsrelevante Daten. Der Bericht war Grundlage der Kampagne „Diabetes bewegt uns!“, einer Gemeinschaftskampagne des bayerischen Gesundheitsministeriums mit vielen Partnern des Gesundheitswesens. Die enge Verbindung zwischen gesundheitspolitischer Kampagne und Gesundheitsberichterstattung hat sich bewährt und soll auch in Zukunft fortgeführt werden, 2015 mit dem Schwerpunkt Kindergesundheit.

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