Gesundheitswesen 2015; 77 - A177
DOI: 10.1055/s-0035-1563133

Epidemiologie der Masern in Bayern. Wo stehen wir, wo wollen wir hin

K Schönberger 1, A Sing 1, M Wildner 1, B Liebl 1, W Hautmann 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt die Masern in ihren Mitgliedsstaaten zu eliminieren. Diesem Ziel hat sich auch Deutschland verpflichtet. Hierzu wäre eine Masernneuerkrankungsrate von < 1 Erkrankten pro 1 Millionen Einwohner nötig. Zur Dokumentation dieses Ziels ist zudem eine Steigerung der labordiagnostisch bestätigten Fälle auf mindestens 80% erforderlich. Die folgende Auswertung basiert auf den bayerischen Meldedaten, die gemäß dem Infektionsschutzgesetzt seit 2001 an das LGL übermittelt werden. Die Surveillance-Daten bieten die Möglichkeit, zeitliche Verläufe und Entwicklungen bei den Masernerkrankungen zu beobachten und zu bewerten. Seit Beginn der Meldepflicht für Masernerkrankungen im Jahr 2001, hat sich die Zahl der Masernfälle nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in Bayern deutlich reduziert. Jedoch stagnieren die Fallzahlen mit jährlichen Schwankungen bei im Mittel 953 Fällen in Deutschland und 323 in Bayern (Mittelwert der Jahre 2010 – 2014; jährliche Fallzahlen in Bayern: 219 Fälle (2010), 436 Fälle (2011), 69 Fälle (2012), 777 Fälle (2013) und 114 Fälle (2014)). Trotz dieser Schwankungen liegt auch in schwachen Masernjahren wie beispielsweise 2012 die Anzahl der Neuerkrankungen mit 6 pro 1 Millionen Einwohner in Bayern deutlich über der angestrebten Erkrankungsrate von < 1 Erkranktem pro 1 Millionen Einwohner. Am stärksten sind immer noch Kleinkinder unter 1 Jahr betroffen. Zudem zeigen die Masernerkrankungszahlen, dass es nach wie vor auch in der Gruppe der verhältnismäßig gut geimpften Kinder im Vorschul- und Schulalter zu Erkrankungen kommt. Zunehmend sind ältere Kinder und Jugendliche, sowie Erwachsene betroffen, wobei die Gruppe der 10- bis 20-Jährigen am häufigsten erkrankt. In Bayern stieg die Zahl der labordiagnostisch bestätigten Fälle bereits von 58% in 2010 auf 81% in 2014 an. Um die endemische Ausbreitung des Masernvirus in Deutschland zu unterbrechen und damit das Ziel Masernelimination zu erreichen ist weiterhin ein konsequentes Fallmanagement in Verbindung mit den Bemühungen um eine stetige Erhöhung der Impfquoten nötig.