Gesundheitswesen 2015; 77 - A160
DOI: 10.1055/s-0035-1563116

Das „Pathological Gambling and Epidemiology“ (PAGE) Projekt: Design, Ergebnisse der Felderhebungen und Scientific-Use-File

C Meyer 1, A Bischof 2, D Gürtler 3, G Bischof 4, U John 5, HJ Rumpf 4
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
  • 2Universität Lübeck, Forschungsgruppe S:TEP, ZIP – Zentrum für Integrative Psychiatrie, Lübeck
  • 3Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
  • 4Universität Lübeck, Forschungsgruppe S:TEP, ZIP – Zentrum für Integrative Psychiatrie
  • 5Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald

Hintergrund: Ziel des Projektes PAGE war die Schätzung der Prävalenz des Pathologischen Glücksspielens einschließlich subklinischer Störungsformen sowie die differenzierte Beschreibung der Heterogenität des Auftretens der Störung in der Bevölkerung in Bezug auf komorbide substanzbezogene und psychische Störungen, dimensionale Maße von Psychopathologie, psychosoziale Ressourcen, Verlaufsaspekte, Inanspruchnahme des professionellen Hilfesystems, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren von Remission und biologische Marker. Methode: Durch die Einbindung unterschiedlicher Rekrutierungswege realisierten wir ein querschnittliches patched-up-Design. Über eine bundesweite Zufallsstichprobe von Festnetz- und Mobilfunknummern wurden 15.023 Personen der Allgemeinbevölkerung im Alter von 14 – 64 Jahren identifiziert und telefonisch befragt. Hochrisikopopulationen wurden systematisch an Spielorten oder über eine Projekthotline rekrutiert. Sie war über Medienanzeigen, Suchtberatungsstellen, Schuldnerberater, Bewährungshelfer und Selbsthilfegruppen bekannt gemacht worden. Gleichzeitig erfolgte die Rekrutierung von Patienten, die sich wegen glücksspielbezogener Probleme in stationärer Behandlung befanden. Das Assessment umfasste zwei Stufen: 1) ein diagnostisches Interview mit Composite International Diagnostic Interview (CIDI) zur Fallfindung und 2) ein vertiefendes klinisches Interview face-to-face mit Teilnehmern, die glücksspielbezogene Probleme berichteten. Im Rahmen des klinischen Interviews wurden 444 Probanden mit dem Vollbild der Störung „Pathologisches Glücksspielen“ und 150 Teilnehmer mit subklinischen Störungsformen untersucht. Diskussion: Über das Projekt konnte eine der weltweit umfassendsten epidemiologischen Datenbasen zu glücksspielbezogenen Problemen erstellt werden. Die vorliegenden Daten bilden eine Grundlage für weitergehende Datenanalysen und zukünftige längsschnittliche Erhebungen. Für interessierte Wissenschaftler/Innen kann auf Darstellung des Analyseanliegens hin ein Scientific-Use-File für nicht kommerzielle Forschungsvorhaben bereitgestellt werden. Hierbei sind vielfältige Sozialepidemiologische Fragestellungen analysierbar. Die im Erhebungsdesign realisierten Innovationen lassen einen methodischen Erkenntnisgewinn auf dem Gebiet der psychiatrischen Epidemiologie erwarten. Durch die systematische Nutzung verschiedener Zugangswege bei der Stichprobengewinnung lassen sich insbesondere auch sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die bei konventionellen Surveys nur in geringem Umfang repräsentiert sind, erfassen.