Gesundheitswesen 2015; 77 - A142
DOI: 10.1055/s-0035-1563098

Zusammenhänge zwischen Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und der selbst eingeschätzten Gesundheit bei Frauen und Männern. Ergebnisse der GEDA-Studie 2009/2010

P Rattay 1, E von der Lippe 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und Gesundheit wurde international vielfach analysiert und vor dem Hintergrund der multiple-role-burden- und multiple-role-attachment-Hypothese kontrovers diskutiert. Da die Ergebnisse im Kontext der jeweiligen Sozialsysteme zu interpretieren sind und für Deutschland für die selbst eingeschätzte Gesundheit keine Ergebnisse zur Interaktion aller drei sozialen Rollen vorliegen, versucht die vorliegende Analyse diese Lücke zu schließen. Methodik: Datenbasis bildet die GEDA-Studie, die vom Robert Koch-Institut 2009/2010 mittels telefonischer Interviews durchgeführt wurde. Die Stichprobe besteht aus 35.105 Frauen und Männern (18 – 64 Jahre). Mittels nach Geschlecht stratifizierter, logistischer Regressionen wird die Bedeutung von Partner-, Eltern- und Erwerbsstatus für die selbst eingeschätzte Gesundheit (sehr gut/gut versus mittelmäßig/schlecht/sehr schlecht) geschätzt (1. ohne Interaktionen, 2. Interaktionen zwischen zwei sozialen Rollen, 3. Interaktion aller drei sozialen Rollen; Referenzgruppe: Zusammenleben mit Partner/in und Kind/ern, Vollzeiterwerbstätigkeit; adjustiert für Alter, Sozialstatus und soziale Unterstützung). Ergebnisse: Insbesondere Nichterwerbstätigkeit ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern unabhängig vom Partner- und Elternstatus mit einer als nicht gut eingeschätzten Gesundheit assoziiert; die Odds Ratios fallen bei Männern aber deutlich höher aus als bei Frauen. Bei Frauen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Teilzeit- und Vollzeiterwerbstätigen. Nur alleinerziehende Vollzeit erwerbstätige Mütter weisen im Vergleich zur Referenzgruppe eine höhere „Chance“ für eine nicht gute Gesundheit auf. Bei Männern ist hingegen neben der Nichterwerbstätigkeit auch eine Teilzeiterwerbstätigkeit (allerdings mit geringeren Effektstärken) mit einer nicht guten Gesundheit assoziiert. Eine Ausnahme bilden alleinerziehende Väter, bei denen keine Unterschiede zwischen Teil- und Vollzeiterwerbstätigkeit bestehen. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse verweisen auf die hohe Bedeutung von Erwerbstätigkeit für beide Geschlechter und in allen familiären Lebensformen. Bei der Teilzeiterwerbstätigkeit sind jedoch Geschlechterunterschiede festzustellen. Für die Alleinerziehenden lassen sich die Ergebnisse dahingehend interpretieren, dass durchaus Vereinbarkeitsprobleme zwischen Familie und Vollzeiterwerbstätigkeit zu bestehen scheinen. Die Fallzahl der alleinerziehenden Väter ist allerdings sehr klein. Aussagen zur Zusammenhangsrichtung sind mit GEDA-Querschnittsdaten nicht möglich.