Gesundheitswesen 2015; 77 - A115
DOI: 10.1055/s-0035-1563071

Ergebnisse einer telefonischen Rehanachsorge nach stationärer Adipositasrehabilitation

M Pankatz 1, P Hampel 2, JP Reese 1, U Tiedjen 3, R Stachow 4
  • 1Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • 2Europa-Universität Flensburg, Flensburg
  • 3Rehaforschung Fachklinik Sylt e.V., Sylt/OT Westerland
  • 4Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche, Sylt/OT Westerland

Hintergrund: Da die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas unbefriedigende Langzeiteffekte aufweist (Holl et al., 2011), wurde in der Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche in den Jahren 2012 – 2015 ein telefonisches Nachsorgeprojekt durchgeführt. Als Gesprächsmethode wurde die Motivierende Gesprächsführung nach Miller und Rollnick (2009) gewählt. Methodik: Der quantitative Ansatz der Studie hatte ein Interventions-/Kontrollgruppendesign mit insgesamt 224 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Alter zwischen 10 und 21 Jahren. Alle Patientinnen und Patienten erhielten ein Abschlussgespräch in den letzten Tagen der Reha mit der Case Managerin in der Klinik. Im Anschluss daran wurden die Teilnehmer der Interventionsgruppe von ihr fünfmal zu festgelegten Terminen im Zeitraum eines halben Jahres angerufen. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe hatten im selben Zeitraum das Angebot, sich bei ihr zu melden. Ergebnisse: Die Patientinnen und Patienten beider Behandlungsgruppen haben ihren Body Mass Index-Standard Deviation Score (BMI-SDS) während der Rehabilitation hochsignifikant (p < 0,001) verringert. In der Zeit der Nachsorge wurden für keine der beiden Gruppen statistisch signifikante Veränderungen gemessen. Damit wurde die Hypothese, dass sich die Gruppen unmittelbar im Anschluss an die Nachsorgemaßnahme unterscheiden würden, verworfen. Diskussion: Ein statistisch signifikanter Nachweis, dass eine telefonbasierte Nachsorge geeignet ist, den Erfolg der stationären Rehabilitation bei diesem Krankheitsbild zu stabilisieren, konnte nicht erbracht werden. Auch andere niederschwellige Nachsorgeangebote (van Egmond-Fröhlich, 2006) und Intervall-Reha (van Egmond-Fröhlich et al., 2011) konnten trotz guter Konzeptionierung im randomisierten Design keine Verbesserung der Nachhaltigkeit zeigen. Dagegen gibt es Hinweise, dass aufwendigere, personalisierte Nachsorgekonzepte (Adam et al., 2011) oder Ansätze in interdisziplinären Settings (Wiegand, 2015) die langfristigen Effekte der Reha stabilisieren können. Deshalb sollten in diesem Sinne Nachsorgeverfahren (Stachow et al., 2014) weiterentwickelt werden.

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