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DOI: 10.1055/s-0035-1563069
Demografische Alterung und Rehabilitation: Abschätzung der Altersstruktur in der medizinischen Rehabilitation
Hintergrund: Angesichts des demografischen Wandels wächst die Bedeutung der Rehabilitation (Deck 2011). Wegen des Fehlens einer umfassenden Rehabilitationsstatistik sind analytische Aussagen zum Einfluss der demografischen Alterung auf das Rehabilitationssystem bislang nicht möglich gewesen. Der Beitrag untersucht, inwieweit Routinedaten eine rehabilitationsträgerübergreifende Abschätzung der Altersstruktur von Rehabilitanden, deren zeitliche Veränderung sowie eine Quantifizierung des Alterungseffekts erlauben. Methodik: Datenbasis sind die Krankenhausstatistik für Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen (Statistisches Bundesamt), die Rehabilitationsstatistik der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sowie die KG 5-Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Frühere Arbeiten zeigten, dass durch Hinzuschätzen fehlender Teilpopulationen in diesen Statistiken valide Ergebnisse für die Gesamtzahl der Inanspruchnahme erzielt werden können (Nowossadeck 2015). Angaben zur Altersstruktur wurden unter plausibler Annahmensetzung ermittelt sowie der Einfluss der demografischen Alterung mittels multiplikativer Indexzerlegung quantifiziert. Ergebnisse: Für das Jahr 2003 konnte eine Reha-Inanspruchnahme von 2,01 Mio. und für 2012 von 2,23 Mio. Fällen abgeschätzt werden (+11%). Der Anteil der Fälle in der Altersgruppe 20 – 64 Jahre sank von 61,7% auf 58,2%, der der Altersgruppe 65 Jahre und älter wuchs von 31,5% auf 35,8%. Die demografische Alterung der Bevölkerung verursachte einen Anstieg um 6,7%, nichtdemografische Faktoren einen Anstieg um 3,8%. In der Altersgruppe 20 – 64 Jahre betrug der Anstieg 4,6%, infolge der demografischen Alterung 4,3% und infolge nichtdemografischer Faktoren 0,4%. In der Altersgruppe 65 Jahre und älter gab es einen Anstieg von 20,6%, der Effekt der demografischen Alterung belief sich auf 15,7% und der nichtdemografischer Faktoren auf 8,9%. Diskussion: Aus Routinedaten können mittels plausibler Annahmen die Inanspruchnahme von medizinischen Rehabilitationsleistungen im Zeitverlauf sowie die Veränderung der Altersstruktur abgeschätzt werden. Bemerkenswert ist, dass die Reha-Inanspruchnahme im Erwerbsalter einen geringen Anstieg aufweist, der fast ausschließlich aus der demografischen Alterung herrührt. Im Alter 65 Jahre und älter hingegen war der prozentuale Zuwachs knapp 4mal so groß und resultierte zumindest zu einem kleineren Teil aus nichtdemografischen Faktoren.
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