Gesundheitswesen 2015; 77 - A111
DOI: 10.1055/s-0035-1563067

Die Bedeutung von Umweltfaktoren in der medizinischen Rehabilitation zur Förderung von Teilhabe – Ergebnisse aus der ersten Phase des Projekts UfaR

VE Kleineke 1, A Menzel-Begemann 2, B Wild 3, T Meyer 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover
  • 2Fachhochschule Münster, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Münster
  • 3Rehabilitations-Forschungsnetzwerk der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Hintergrund: Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO sowie das ihr zugrundeliegende biopsychosoziale Modell können als grundlegend für die Rehabilitation betrachtet werden. Das übergeordnete Ziel der Rehabilitation, die Funktionsfähigkeit einer von Behinderung bedrohten oder betroffenen Person wiederherzustellen bzw. zu verbessern, kann im Sinne des biopsychosozialen Modells der ICF auch durch eine gezielte Beeinflussung von Umweltfaktoren im Rehabilitationsprozess erreicht werden. Eine systematische Berücksichtigung von Umweltfaktoren für rehabilitative Maßnahmen fehlt bislang. Mit diesem Projekt zielen wir darauf, folgende Forschungsfragen zu untersuchen: Welche Umweltfaktoren sind für die medizinische Rehabilitation relevant? Wie sind diese hinsichtlich ihrer Bedeutung und Umsetzbarkeit unter den Bedingungen des deutschen Rehabilitationswesens zu bewerten? Methodik: In der in diesem Beitrag vorgestellten ersten Projektphase erfolgte eine Sichtung rehabilitationsrelevanter Datenquellen (medizinische Leitlinien, Klassifikationssysteme therapeutischer Leistungen, ICF-Core-Sets, MBOR-Leitfaden). Aspekte, die sich auf Umweltfaktoren bezogen, wurden aus diesen Quellen extrahiert und zu den „Umweltfaktor-Codes“ der ICF per Linkage-Verfahren zugeordnet. Es wurden acht Indikationsgebiete in die Auswertung eingeschlossen (Kardiologie, Orthopädie, Rheumatologie, Neurologie, Pneumologie, Stoffwechselerkrankungen, Psychosomatik, Onkologie). Ergebnisse: Das Ergebnis der ersten Phase ist eine umfangreiche Liste mit Umweltfaktoren im Sinne der ICF und deren Entsprechung aus rehabilitationsrelevanten Datenquellen. Aus ihr lassen sich berücksichtigte und bislang unberücksichtigte umweltbezogene Ansatzpunkte für Interventionen innerhalb medizinischer Rehabilitation erkennen. Die ICF-Umweltfaktor-Codes sind in den untersuchten Dokumenten unterschiedlich stark vertreten. Bezogen auf „Unterstützung und Beziehungen“ lässt sich beispielsweise ein Schwerpunkt auf den unmittelbaren Angehörigen erkennen; das weitere soziale Umfeld wie Freunde und Kollegen/Kolleginnen erscheint als weniger stark berücksichtigt. Diskussion: Es handelt sich um Ergebnisse einer Dokumentenanalyse, die auf einen Handlungsbedarf hindeuten. Um den Praxisbezug darzulegen und Handlungsempfehlungen zur Berücksichtigung von Umweltfaktoren ableiten zu können, werden die Ergebnisse in einer nächsten Projektphase unter Einbezug rehabilitationspraktischer Expertise in Gruppendiskussionen und Workshops diskutiert und bewertet.

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