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DOI: 10.1055/s-0035-1563060
Persönlichkeit und Studienbelastung bei Studentinnen und Studenten
Hintergrund: Das Modell beruflicher Gratifikationskrisen „Effort-Reward-Imbalance“ (ERI) nach Siegerist et al. (2004) besagt, dass ein Ungleichgewicht zwischen großer Anstrengung und adäquater Belohnung (ERI-Ratio) die Ursache für Belastung und Stress darstellt. Aktuelle Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Stress, Studienbelastung, Persönlichkeitsfaktoren sowie Geschlecht (Purvanova & Muros, 2010; Li et al., 2006). Methodik: Studienbelastung wurde mit dem ERI-Fragebogen für Schüler/Studierende erfasst (Li et al., 2009) und Persönlichkeit mit dem Ten Item Personality Inventory (TIPI: Gosling et al. 2003; Muck et al. 2007). Insgesamt partuzipierten 2583 Studierende (1174 männlich und 1408 weiblich) an der Befragung. Ergebnisse: Studentinnen erzielten bei allen Persönlichkeitsfaktoren, tExtraversion (2403) = 6,52, p < 0,001, tVerträglichkeit (2321) = 7,73, p < 0,001, tGewissenhaftigkeit (2319) = 11,01, p < 0,001, tNeurotizismus (2482) = 13,92, p < 0,001 und tOffenheit (2307) = 7,73, p < 0,001, signifikant höhere Werte als Studenten. Studentinnen (M = 0,193 und SA = 0,067) zeigten einen signifikant höheren Mittelwert beim ERI-Ratio, t(2390) = 2,39, p < 0,017, als Studenten (M = 0,1872 und SA = 0,069). Gesamtstichprobe ERI: M = 0,191, SA = 0,068. Alle Persönlichkeitsfaktoren korrelieren signifikant negativ mit dem ERI (r =-0,068*** bis r =-0,102***). Einzig Neurotizismus korreliert positiv (r = 0,320***). Diskussion: Der Vergleich von ERI und TIPI zeigt, dass niedrige Werte bei vier Persönlichkeitsfaktoren mit einem höheren und ungünstigerem ERI-Ratio einhergehen. Einzig Neurotizismus zeigt einen entgegengesetzten Zusammenhang. Je höher diese Eigenschaft ausgeprägt ist, desto ungünstiger fällt das Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung am Studienplatz aus. Studentinnen erzielen auf allen fünf Persönlichkeitsskalen höhere Werte als Studenten, sehen sich selber also als gewissenhafter und verträglicher. Gleichzeitig ist die erlebte Studienbelastung im ERI aber signifikant höher als bei den männlichen Studierenden. Das Anstrengungs- und Belohnungsverhältnis unterscheidet sich: Studentinnen erhalten weniger Belohnung für mehr Anstrengung als die männlichen Kommilitonen. Geschlecht und Persönlichkeit sind wichtige Faktoren bei der Prävention von Überbelastung im Studium.
Referenzen beim Verfasser