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DOI: 10.1055/s-0035-1563032
Kompression versus Expansion von Multimorbidität – Ergebnisse auf Basis der Wellen 1996 und 2008 des Deutschen Alterssurveys (DEAS)
Hintergrund: Chronische Erkrankungen stellen heute den Großteil der Krankheitslast in den Industrieländern dar und begleiten somit einen bedeutenden Anteil der Lebenszeit. Unter der Bedingung der demografischen Alterung stellt sich dabei die Frage, ob die im Zuge des Anstiegs der Lebenserwartung hinzugewonnen Lebensjahre in Gesundheit verbracht werden oder mit Multimorbidität assoziiert sind. Methodik: Die Berechnung der multimorbiditätsfreien und der mit Multimorbidität assoziierten durchschnittlichen Lebensjahre erfolgt in Anlehnung an die von Sullivan vorgeschlagene Methode. Die Morbiditätsdaten wurden aus der schriftlichen Befragung (drop-off) der Jahre 1996 und 2008 des DEAS gewonnen. Multimorbidität wurde als das Vorhandensein von mindestens drei Erkrankungen aus einer Liste von 12 Erkrankungsgruppen definiert, wobei verschiedene Schweregerade berücksichtigt wurden. Da die Teilnahmequote an der schriftlichen Befragung unter den Surveyteilnehmern insgesamt abnahm und dabei ein verhältnismäßig stärkerer Rückgang unter den Befragten mit niedriger Bildung beobachtet werden konnte, wurde zudem untersucht, wie sich dies auf die Ergebnisse auswirken könnte. Ergebnisse: Im Zeitverlauf findet bei beiden Geschlechtern ein Anstieg der multimorbiditätsfreien Lebenserwartung statt. Gleichzeitig reduzieren sich die durchschnittlichen multimorbiden Lebensjahre zwischen den beiden Betrachtungszeitpunkten. Diese Kompression der Multimorbidität fällt unter den Männern und bei schwereren Formen deutlicher aus. Der selektive Rückgang der Teilnahmebereitschaft wirkt sich dabei lediglich leicht abschwächend auf die beobachtete Entwicklung aus. Die Kompression basiert vor allem auf der Reduktion der Prävalenzrate unter den „jungen Alten“ zwischen dem 60ten und 69ten Lebensjahr. Diskussion: Aufgrund der Vermutung, dass ältere Personen mit einer eher guten Gesundheit im Datensatz überrepräsentiert sein könnten, könnte die multimorbide Lebenserwartung unterschätzt worden sein. Sofern sich diese selektive Teilnahmebereitschaft im Zeitverlauf jedoch nicht verstärkt, sollte der gestellte Trend hiervon weitestgehend unbeeinflusst sein.
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