Zentralbl Chir 2015; 140 - FV33
DOI: 10.1055/s-0035-1559968

Penetrierende Herzverletzungen – Notfalltipps für den „Nicht-Kardiochirurgen“

H Rupprecht 1
  • 1Abteilung für Thorax- und Visceralchirurgie, Klinikum Fürth

Durch das verbesserte Rettungssystem erreichen vermehrt Patienten mit einer Herzverletzung lebend die Klinik. Ein massiver Schock (Perikardtamponade) verbietet meist den Weitertransport in ein kardiochirurgisches Zentrum. Nur die sofortige Thorakotomie mit Blutungskontrolle und Perikardiotomie kann den tödlichen Ausgang noch verhindern. Die verursachende myokardiale Blutung lässt sich meist durch eine digitale Kompression und mit wenigen Übernähungen versorgen. Große Herzwanddefekte sind aber vorerst nur mit einem okkludierenden Fogarty-, oder Blasenkatheter kontrollierbar. Speziell bei impaktierten Fremdkörpern oder Ventrikelhinterwandläsionen führen Manipulationen zum Kammerflimmern. Diese fatale Komplikation konnten wir bei 2 unserer Patienten durch die iv.-Gabe von Adenosin verhindern. Die Blockade des AV-Knotens führte zum kurzfristigen Stillstand, der eine problemlose Versorgung (Fremdkörperextraktion) ermöglichte. Der massive Schock führt u.U. zur „tödlichen Trias“ mit unbeherrschbaren Blutungen, die nur durch eine Tamponade der Pleurahöhle zu kontrollieren sind. In 2 Fällen trat zusätzlich ein thorakales Kompartmentsyndrom auf, das einen Primärverschluss aufgrund der dadurch provozierten Kreislaufdekompensation nicht zuließ. Durch ein modifiziertes „Bogota bag“, d.h. „Offenlassen“ des Thorax mit einer nur in die Haut eingenähten Plastikfolie, konnte dieses Problem gelöst werden. Nach 1 – 2 Tagen intensivmedizinischer Betreuung wurden die Tamponaden entfernt und der Brustkorb sekundär verschlossen. Während dieses Zeitraums erfolgt noch eine kardiologische Diagnostik (z.B. TEE) zum Ausschluss einer intrakardialen Läsion, die eventl. eine Verlegung in die Herzchirurgie erfordern. Keiner unserer 5 Patienten musste verlegt werden; alle haben ohne Folgeschäden überlebt. Mit den dargestellten „Tipps“ kann auch der „Nicht-Kardiochirurg“ die Akutsituation beherrschen.