Zentralbl Chir 2015; 140 - FV11
DOI: 10.1055/s-0035-1559946

Radikale, minimal-invasive Volumenreduktionschirurgie (VATS-LVRS) beim fortgeschrittenen Lungenemphysem – Therapiealgorithmus und erste klinische Erfahrung

S Freermann 1, B Redwan 1, J Reichelt 1, M Lavae-Mokhtari 2, J Fichter 2, M Semik 1, N Dickgreber 2, S Ziegeler 3, S Fischer 1
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 2Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias-Spital Rheine
  • 3Klinik für Anästhesie, Notfallmedizin und Operative Intensivmedizin, Klinikum Ibbenbüren

Einführung:

Die Lungenvolumenreduktionschirurgie (LVRS) stellt eine wichtige Therapieoption bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem dar, insbesondere, wenn endoskopische Verfahren nicht sinnvoll eingesetzt werden können. In der vorliegenden Arbeit wird erstmalig ein Therapiealgorithmus über eine zielgerichtete radikale, minimal-invasive (VATS) LVRS mit ersten klinischen Erfahrungen beschrieben.

Methoden:

Zwischen 05/13 und 03/15 unterzogen sich 65 Pat. einer VATS-LVRS. Alle Daten wurden prospektiv dokumentiert und retrospektiv analysiert. Präoperativ wurden Lungenfunktionstestung, CT-Thorax und V/Q-Scan durchgeführt. Zudem am Aufnahmetag und vor Entlassung ein 6-MWT und eine kapilläre BGA.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 65 Pat. (22 weibl., Alter 63 ± 8,2 Jahre) in die Analyse eingeschlossen. Bei allen Patienten bestand eine COPD im GOLD Stadium III-IV mit ausgeprägtem bullösem Lungenemphysem. Bei 60 Pat. erfolgte die Operation komplett minimal-invasiv. In 5 Fällen musste eine Konversion zur Thorakotomie bei massiven Adhäsionen (n = 4) und einer Blutung der A. pulm. (n = 1) erfolgen. 15 Pat. erhielten eine einseitige LVRS. Intraoperativ wurden ausschließlich radikale Resektionen vorgenommen. Diese umfassten OL- (n = 53), ML- (n = 1), UL- (n = 22), Lingula- (n = 1), Seg-6-erhaltende UL- (n = 9) sowie Lingula-erhaltende OL-Resektionen (n = 14). Die mittlere Krankenhausverweildauer betrug 14 Tage. Postoperative Komplikationen umfassten rezidivierende Sekretverlegungen (n = 17), prolongierte Luftfistelung (> 5 Tage) (n = 26), tachykardes VHF (n = 8), Wundheilungsstörungen (n = 4), resp. Insuffizienz mit mechanischer Beatmung via Tracheotomie (n = 5) und ECLS-Therapie bei persistierender Hyperkapnie (n = 3) sowie kardiales Versagen (n = 2). Die 30 d-Mortalität lag bei 5%. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung des 6-MWT bei Entlassung sowie der Oxygenierung in der BGA. Nach 12 Monaten konnte eine signifikante Reduktion TLC bestätigt werden.

Schlussfolgerung:

Eine zielgerichtete radikale VATS-LVRS führt bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem zu einer signifikanten Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Aufgrund des komplex-morbiden Patientenguts sollte dieses Verfahren nur in Zentren mit großer Erfahrung durchgeführt werden.