Zentralbl Chir 2015; 140 - P29
DOI: 10.1055/s-0035-1559928

Im Mausmodell der postoperativen Immunsuppression wird die Zellmigration durch den Nervus vagus moduliert

P Menges 1, B Wenke 1, T Günther 1, C Hackbarth 1, W Keßler 1, CD Heidecke 1
  • 1Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald

Einleitung:

Das Phänomen der postoperativen Immunsuppression wird durch jeden chirurgischen Eingriff ausgelöst. Dieser Effekt wird im Mausmodell „Surgically-induced Immune Dysfunction (SID)“ abgebildet. Bei der Steuerung des Immunsystems spielt auch der Nervus vagus eine bedeutende Rolle. In der vorliegenden Arbeit wurde daher im SID-Modell nach vorheriger subdiaphragmaler Vagotomie die Zellmigration des angeborenen Immunsystems analysiert.

Material und Methoden:

Subdiaphragmale Vagotomie (VGX): in weiblichen C57BL/6 Mäusen wurden nach Laparotomie beide Vagusäste unmittelbar unterhalb des Zwerchfells durchtrennt. Surgically-induced Immune Dysfunction (SID): Im Anschluss an die Vagotomie wurde das Modell SID durchgeführt. Hierzu wurde nach Re-Laparotomie der gesamte Dünndarm zwischen zwei Wattestäbchen dreimal in Folge antegrad ausgestrichen. Die Zellverteilung in Milz, Blut und Dünndarm wurde mithilfe eines LSRII-Flow Zytometers (BD) bestimmt. Die Datenauswertung erfolgte mit Graph Pad Prism Software.

Ergebnisse:

Im Mausmodell der postoperativen Immunsuppression kommt es im postoperativen Verlauf zu einem signifikanten Anstieg der Anzahl der Neutrophilen im Blut (n = 7, p = 0,001). Nach SID und Vagotomie steigt die Neutrophilen-Zellzahl in der Milz an (n = 7 pro Gruppe, p = 0,013), die Zahl der im Blut zirkulierenden Neutrophilen wird durch Vagotomie dagegen nicht beeinflusst. Zusätzlich wird nach SID die Zahl der Makrophagen in der Milz signifikant reduziert (p = 0,004), die subdiaphragmale Vagotomie hebt diesen Effekt wieder auf. Hinsichtlich der im Blut zirkulierenden Monozyten konnte in vagotomierten Mäusen eine signifikant vermehrte Anzahl festgestellt werden im Vergleich zu Mäusen nach SID mit einem intakten Nervus vagus (p = 0,012). In der Dünndarmwand war die Zahl der Makrophagen im postoperativen Verlauf erhöht. Die VGX hatte auf diesen Effekt keinen Einfluss.

Schlussfolgerung:

Die vorliegenden Ergebnisse beschreiben einen Einfluss des Nervus vagus auf die Zellmigration von der Milz hin zum Ort des chirurgischen Traumas. In weiteren Studien soll nun die Aufgabe des Nervus vagus in diesem Zusammenhang genauer analysiert werden, um letztlich die Mechanismen der postoperativen Immunsuppression verstehen zu können.