Zentralbl Chir 2015; 140 - P21
DOI: 10.1055/s-0035-1559920

Die Chirurgie der abszedierenden Bronchopneumonie

S Hoeft 1, J Buermann 1, M Kaminski 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn

Die abszedierende Bronchopneumonie ist ein schweres Krankheitsbild von heterogener Ätiologie, das nach Versagen einer konservativen Therapie einer Operation bedarf.

In unserer Klinik fand sich von 2006 bis 2015 eine Kohorte mit 24 Patienten, bei denen klinisch oder bildmorphologisch sowie in Einzelfällen histopathologisch die Diagnose einer abszedierenden Bronchopneumonie gestellt wurde.

Methodik: Die Akten von 24 Patienten wurden retrospektiv hinsichtlich Symptomatik, Indikation, OP-Verfahren, Komplikationen, Mortalität sowie Risikofaktoren durch Begleiterkrankungen durchgesehen.

Resultate: In die Studie eingeschlossen wurden 24 Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 58 Jahren.

Wir teilten die Kohorte in 4 Gruppen ein:
Gruppe 1: primäre Bronchopneumonie (n = 9)
2: Retentionspneumonie bei zentralem Bronchialkarzinom (n = 7)
3: Bronchopneumonie in Zusammenhang mit anderen malignen Erkrankungen (n = 4)
4: Bronchopneumonie im Zusammenhang mit benignen Erkrankungen (n = 4).
Die Indikation zur Lungenresektion war in 5 Fällen die diagnostische Abklärung einer Lungenläsion, in 4 die Focussanierung vor Chemo- oder Immuntherapie, in 3 Hämoptysen, in 4 eine poststenotische Pneumonie. Eine konservativ nicht beherrschbare Infektion war Indikation in 8 Fällen.

OP-Verfahren: 6 Pneumonektomien, 13 Lobektomien, 2 Trisegmentresektionen und 3 atypische Resektionen.

Die Mortalität betrug 17% (4 Patienten). Trotz Lungenresektion konnte bei diesen Pat. eine präoperativ bestehende Sepsis nicht durchbrochen werden. 50% blieben komplikationsfrei, Minorkomplikationen traten in 25% und revisionsbedürftige Komplikationen in 25% der Fälle auf.

Die Analyse der Komorbiditäten zeigte, dass ein präoperativer ICU-Aufenthalt sowie höheres Alter mit dem höchsten Risiko für Komplikationen und Tod einhergingen.

Schlussfolgerung:

Da die Patienten, die sich vor der OP in einer Sepsis befanden, trotz operativer Sanierung des Infektfokus verstorben sind, sollte u.E. die Operationsindikation bei Septitiden durch abszedierende Bronchopneumonien früher im Krankheitsverlauf gestellt werden.

Die Datenanalyse zeigt, dass eine sichere Chirurgie bei konservativ nicht beherrschbaren abszedierenden Infektionen der Lunge möglich ist.