Z Gastroenterol 2015; 53 - KC110
DOI: 10.1055/s-0035-1559500

Interdisziplinäres Management der Ösophagusperforation

T Herbold 1, A Hölscher 1, S Chon 1, M Maus 1, H Schmidt 1, S Brinkmann 1, M Bludau 1, J Leers 1, C Gutschow 1, W Schröder 1
  • 1Universitätsklinik Köln, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie, Köln, Deutschland

Einleitung: Die Ösophagusperforation ist ein schwerwiegendes Krankheitsbild mit steigender Inzidenz. Durch technische Innovationen in der Endoskopie steigt der Anteil der iatrogen verursachten Ösophagusverletzungen, die mit ca. 50% den Hautanteil der Perforationen ausmachen, stark an. In gleichem Masse wachsen jedoch auch die Möglichkeiten einer interventionellen endoskopischen Versorgung von Ösophagusperforationen. Ca. 50% der Perforationen werden bereits endoskopisch erfolgreich therapiert. Eine Operation ist immer seltener indiziert.

Patienten und Methodik: Im Zeitraum vom 01.01.2004 bis 31.03.2014 wurden 95 Patienten mit einer Perforation des Ösophagus in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirugie der Uniklinik Köln behandelt. Das Patientengut wurde bezüglich Ätiologie, Diagnostik, Therapie und Outcome analysiert.

Ergebnisse: Die Patienten waren zu 56% männlich und 44% weiblich. Die häufigste Ätiologie der Ösophagusperforation war mit 47% die iatrogene Verletzung. 25% der Patienten wurden bei einem Boerhaave-Syndrom behandelt. Bei 20% der Patienten war die Perforation des Ösophagus tumorbedingt. 8% der Patienten hatten Perforationen aufgrund von Fremdkörperingestionen, Traumata oder trophischen Störungen des Ösophaguswand erlitten. Die Lokalisation der Perforation des Ösophagus war von proximal nach distal deutlich zunehmend (zervikal 20%, thorakal 35%, abdominell 45%). Die Perforationen konnten zu 48% endoskopisch, zu 31% operativ und zu 21% konservativ zur Ausheilung gebracht werden.

Schlussfolgerung: Die wichtigsten diagnostischen Massnahmen bei Ösophagusperforation sind die flexible Endoskopie und die Computertomografie mit oraler und intravenöser Kontrastierung. Eine Behandlungsstrategie sollte immer interdisziplinär zwischen Chirurgen und Endoskopikern aufgestellt werden. Bei der Entscheidung müssen Ätiologie, Ausmaß und Lokalisation des Perforation, Vorliegen einer primären Ösophaguspathologie, Sepsis und Komorbiditäten des Patienten berücksichtigt werden. Die Hälfte der Ösophagusperforationen können inzwischen durch endoskopische Interventionen (Stent SEMS, Eso-SPONGE®, OTSC®-Clip, Clipping) beherrscht werden. Die Behandlung einer Ösophagusperforation erfordert die Versorgung in einem spezialisierten Zentrum.