Z Gastroenterol 2015; 53 - KC106
DOI: 10.1055/s-0035-1559496

Risikoanalyse für Insuffizienzen durch intraoperative Bestimmung der Mikrozirkulation bei Rektumanastomosen – Einfluss auf das operative Vorgehen

J Gröne 1, L Lee 1, M Sehn 1, J Lauscher 1, M Kreis 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland

Einleitung:

Eine eingeschränkte Durchblutung kann die Ausbildung einer Anastomoseninsuffizienz (AI) begünstigen, was mit einer erhöhten Morbidität, Mortalität und Rezidivrate nach Resektionen beim kolorektalen Karzinom vergesellschaftet ist. Die gängige Überprüfung der Perfusion umfasst wenig objektivierbare Faktoren, wie die Inspektion, Palpation und Erfahrung des Operateurs. Eine präzise Bestimmung der Mikroperfusion könnte das intraoperative Management des Chirurgen beeinflussen und sich somit auch auf die Insuffizienzrate auswirken. Ziel der prospektiven Studie war die Risikoanalyse für Insuffizienzen durch intraoperative Bestimmung der Mikrozirkulation bei Rektumanastomosen.

Material und Methoden:

Im Rahmen der standardisierten laparoskopischen TME/PME bei Patienten mit einem Rektum-Ca. wurde nach Ligatur der AMI und Mobilisation der li. Flexur zunächst die orale Absetzungsebene (AE) nach makroskopischer (gängiger) Beurteilung festgelegt und mit einem Clip markiert. Nach i.v.-Gabe con 3,5 ml Indocyaningrün wurde die Mikroperfusion des Darms Laser gestützt erfasst und Foto/Video dokumentiert (Pinpoint; Novadaq Technologies Inc., Ontario, Canada). Die orale Resektion erfolgte im Bereich der sicheren Anfärbung. Nach Fertigung der Anastomose wurden erneut 2 ml des Farbstoffs i.v. appliziert und die Perfusion endoskopisch über ein transparentes Rektoskop abschließend erfasst.

Ergebnisse:

18 Patienten wurden eingeschlossen (Tab. 1). Bei allen Patienten ließ sich ein Fluoreszenzsignal mit einem Maximum nach 55 s (Range: 30 – 70 s) über dem Darm ableiten. Kein Patient zeigte eine allergische Reaktion auf ICG. Bei 5/18 Patienten hatte das Ergebnis der Risikoanalyse durch Bestimmung der Mikroperfusion einen Einfluss auf das operative Vorgehen (Verschieben der AE nach oral: n = 2; Verschieben der AE nach aboral: n = 1; Verzicht auf protektives Ileostoma: n = 2). Ein Patient entwickelte eine AI, die Gesamt-Morbiditätsrate lag bei 33%.

Schlussfolgerung:

Die intraoperative Fluoreszenz basierte Erfassung der Mikroperfusion des Darms ist geeignet, um eine Risikobewertung im Hinblick auf die Anastomoseninsuffizienz durchzuführen. Inwieweit der Einsatz zu einer Reduktion der postoperativen Morbidität und Mortalität führen kann, muss in nachfolgenden Studien untersucht werden.

Values

%

Age (mean ± SD)

66 ± 10

Sex (n)

Female

10

55,6

Male

8

44,4

BMI (n)

BMI > 30

3

16,7

BMI ≤30

15

83,3

ASA (n)

I + II

11

61,1

III + IV

7

38,9

UICC

I

4

22,2

II

4

22,2

III

7

38,9

IV

3

16,7

Neoadjuvant RCT† (n)

5

38,5