Z Gastroenterol 2015; 53 - KC078
DOI: 10.1055/s-0035-1559468

Onkologische und funktionelle Langzeitergebnisse nach intersphinktärer Rektumresektion bei Patienten mit tief sitzendem Rektumkarzinom

J Klose 1, T Bruckner 2, Y Kulu 1, S Trefz 1, M Schneider 1, M Büchler 1, A Ulrich 1
  • 1Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Viszeralchirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universität Heidelberg, Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland

Einleitung: Die intersphinktäre Resektion (ISR) stellt im Vergleich zur abdominoperinealen Rektumresektion (APR) eine Sphinkter-erhaltende Operationstechnik bei Patienten mit einem tief sitzendem Rektumkarzinom dar. Während die onkologischen Ergebnisse nach ISR akzeptabel sind, ist der Nutzen des Sphinktererhalts für das funktionelle Ergebnis und die Lebensqualität der betroffenen Patienten Gegenstand für Diskussionen. In dieser Studie wurden die onkologischen und funktionellen Langzeitergebnisse nach ISR und APR zu analysiert.

Material und Methoden: Diese retrospektive Analyse umfasst 143 Patienten, die zwischen 2001 und 2014 in unserer Klinik operiert wurden. Der Wexner-Inkontinenzfragebogen diente zur Beurteilung der Sphinkterfunktion. Die Lebensqualität und das funktionelle Ergebnis wurden mithilfe der QLQ-CR29- und CR30-Fragebögen analysiert. Uni- und multivariate Analysen wurden durchgeführt, um Faktoren, die das onkologische und funktionelle Ergebnis beeinträchtigen, zu identifizieren.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 60 ISRs und 83 APRs idurchgeführt. Gesamt- und Erkrankungs-freies Überleben war bei den ISR-Patienten länger ohne Signifikanz. Während es keine signifikanten Unterschiede im R-Status gab, erkrankten Patienten nach ISR signifikant häufiger an einem Rezidiv (p = 0,02). Postoperative Komplikationen traten signifikant häufiger nach ISR auf (p = 0,01). Ein mittlerer Wexner-Score von 10,6 Punkten und schlechtere Funktionsangaben bei den Patienten nach ISR ließ auf eine eingeschränkte Stuhlkontinenz schließen. Die Lebensqualität wurde von den Patienten jedoch nicht schlechter bewertet als von den Patienten nach APR. Abdomienelle Beschwerden wurden von den APR-Patienten häufiger angegeben. In den uni- und multivariaten Analysen wurde die neoadjuvante Therapie als prognostischer Faktor für eine schlechtere Funktion identifiziert.

Schlussfolgerung: Onkologisch zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Nach ISR haben Patienten eine gestörte Stuhlkontinenz ohne Einschränkung der Lebensqualität. Die ISR bleibt damit eine wichtige Operationsmethode mit akzeptablen onkologischen und funktionellen Langzeitergebnissen. Die Patientenselektion muss sorgfältig erfolgen und auf die möglich Risiken und Residuen individuell hingewiesen werden.