Z Gastroenterol 2015; 53 - KC077
DOI: 10.1055/s-0035-1559467

Makroskopisch-anatomische Untersuchungen des weiblichen Beckenbodens am Erwachsenen im Hinblick auf die Integraltheorie von Goeschen & Petros

B Bock 1, S Björn-Ole 1, U Klinge 2, G Böhm 1, C Krones 1, A Prescher 3
  • 1Marienhospital Aachen, Allgemein- & Viszeralchirurgie, Aachen, Deutschland
  • 2Uniklinik RWTH Aachen, Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • 3Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Aachen, Deutschland

Einleitung: Der weibliche Beckenboden wird von einem Gerüst aus bindegewebigen, ligamentären und muskulären Strukturen gebildet, die im Zusammenspiel eine funktionelle Einheit bilden. Schon die Störung einzelner Komponenten kann zu einer Beckenbodeninsuffizienz mit resultierender Stuhl- und Harninkontinenz führen. Operative Ansätze bieten nur nach Wiederherstellung der anatomischen und funktionellen Strukturen einen langfristigen Heilungserfolg. Eine umfassende Darstellung des komplexen funktionellen Gefüges im weiblichen Beckenboden bietet die Integraltheorie von Goeschen Petros. Das Konzept fasst 11 anatomische Strukturen als funktionelle Schlingensysteme auf, die in drei Kompartimente eingeteilt werden. Je nach Symptom wird nach einem festgelegten Algorithmus ein pathologisches Korrelat in einem dieser Kompartimente gesucht, die jeweilige Struktur identifiziert und mit Ankersystemen und Netzplastiken behandelt. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, in wie weit sich die anatomischen Strukturen makroskopisch nachweisen lassen, um die Integraltheorie und damit den therapeutischen Algorhithmus von Goeschen und Petros zu überprüfen.

Material und Methoden: 40 weibliche Beckenpräparate im Alter von 64 – 92 Jahren wurden unter Berücksichtigung der vorgegebenen Komponenten der Integraltheorie makroskopisch präpariert. Ausgewertet wurden 10 Frischleichen und 30 Formaldehyd fixierte Präparate. Nach Abschluss der Präparation wurden Scheibenplastinate erstellt und auf das Vorhandensein aller relevanten Strukturen überprüft.

Ergebnisse: 9 der von Petros als funktionell relevant beschriebenen Strukturen ließen sich makroskopisch nachweisen. Allerdings konnte man nicht in allen Präparaten simultan alle Strukturen darstellen. Der longitudinale Analmuskel und das Ligamentum urethrale externum wurden in keinem der 40 Präparate gefunden.

Schlussfolgerung: Die Komponenten der Integraltheorie ließen sich nicht in allen Präparaten wieder finden. Neben dem Alter der Spender und der variablen Fixation könnte auch eine größere anatomische Variabilität des Beckenbodens Ursache dieser hohen Varianz sein. Da die Integraltheorie vielfach die anatomische Grundlage der Beckenbodenchirurgie stellt, erscheint eine weitere Überprüfung an einer noch größeren Präparatezahl unumgänglich.