Z Gastroenterol 2015; 53 - KG360
DOI: 10.1055/s-0035-1559386

Management chronischer Bauchwandschmerzen – Monotherapie mit Lokalanästhetikum

S Koprdova 1, C Schürmann 2, H Koop 1
  • 1Helios Klinikum, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin-Buch, Deutschland
  • 2Helios Klinikum, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin-Buch, Deutschland

Einleitung: Chronischer Bauchwandschmerz (CBWS), wahrscheinlich am häufigsten durch Irritation cutaner Nerven ausgelöst, wird in der Differentialdiagnostik chronischer abdomineller Schmerzen oft übersehen, zudem ist die optimale Therapie unklar. Wir berichten über die Resultate einer Monotherapie mit Lidocain bei Patienten mit CBWS.

Material und Methoden: Konsekutiv ambulant oder stationär zugewiesene Patienten mit chronischen Bauchschmerzen wurden mittels Carnett-Test (Surg Gyn Obstetr 1923; 42:625) untersucht und bei positivem Ergebnis in die Studie eingeschlossen. Bei Schmerzinduzierbarkeit durch (1) Palpation eines < 2,5 cm messenden Areales der Bauchwand und bei (2) positivem Carnett-Test (gleichbleibende oder verstärkte Druckdolenz bei Anspannung des M. rectus abdominis) wurde einmalig Lidocain 1% s.c. in den Schmerzpunkt appliziert. Es erfolgte die Evaluation sofortiger (2 – 4 min) und langfristiger Effekte.

Ergebnisse: Innerhalb von 10 Monaten wurden 23 Patienten mit entsprechenden Einschlusskriterien identifiziert. Die Symptomdauer betrug durchschnittlich 12,4 Monate (Zeitspanne 1 – 60 Monate). 13(56%) Patienten durchliefen im Vorfeld eine ausgiebige Diagnostik. Die Triggerpunkte waren überwiegend (n = 17) am lateralen Rand des M. rectus abd. lokalisiert, in 2 Fällen am Austrittspunkt des rechten N. ileoinguinalis und in 4 Fällen im Bereich von Narben. Die Triggerpunkte am M. rectus abd. waren häufiger im rechten (n = 10) als im linken (n = 7) Abdomen sowie öfter im Oberbauch (n = 13) als im Unterbauch (n = 4) lokalisiert. Eine sofortige Schmerzlinderung nach Lidocaininjektion konnte in 82,6%(n = 19) der Fälle dokumentiert werden. Langfristige Schmerzfreiheit oder minimale Restsymptomatik (Evaluation nach 3 – 12 Monaten) wurde bei 7(30%) Patienten erreicht. Bei Rezidiv konnte in 4 Fällen durch erneute Lidocain-Gabe eine langfristige Beschwerdefreiheit erzielt werden (Effektivität ITT: 48%). In 5 Fällen konnten keine Follow-up Daten erfasst werden.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit CBWS erfolgt oft eine (unnötige) Diagnostik, während die Diagnose mittels einfacher klinischer Untersuchung (Carnett-Test) zu stellen ist. Die ggf. wiederholte Injektionstherapie mit Lidocain führt oft zu anhaltender Symptomfreiheit. Das Vorgehen bei Therapieversagern ist bislang unklar.