Z Gastroenterol 2015; 53 - KG266
DOI: 10.1055/s-0035-1559292

Sicherer und effektiver Kompetenzerwerb am Tübinger ERCP-Phantom für alle Ausbildungsstufen

U Schweizer 1, R Ingenpaß 1, K Grund 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Tübingen, Deutschland

Einleitung Zum Erwerb einer hohen ERCP-Kompetenz (erfolgreiche Kanülierungsraten/geringe Komplikationen) werden in der Literatur bis zu 200 Eingriffe in dieser „Königsdisziplin der Endoskopie“ gefordert. Da die Lerngeschwindigkeit individuell variabel ist und durch viele Faktoren beeinflusst wird, war ein standardisiertes und professionelles Training problematisch. Dies wurde mit dem Tübinger ERCP-Phantom hands-on realistisch möglich.

Material und Methoden: Als Alternative zum unethischen Üben am Patienten wurde mit dem „Biliphanten“ ein auf humaner Anatomie basierendes, sicheres und effektives Trainingskonzept entwickelt. Dieses ermöglicht das schrittweise Lernen aller komplexen Interventionen bei beliebiger Wiederholbarkeit und Schwierigkeit. Ethische, hygienische und ästhetische Unzulänglichkeiten (wie bei Biomodellen) sowie technische und kostenintensive Nachteile (wie bei reinen Virtual-Reality-Simulatoren) wurden damit vermieden. Inzwischen wurde auch die Replikation von patientenidentischer Anatomie und von Pathologien (durch Methoden des 3D-Druck) und die Integration in das modulare ERCP-Phantom optimiert und damit ein großer Schritt in Richtung Training individueller Patientensituationen erreicht.

Zur Beurteilung der ERCP-Kompetenz und des individuellen Lernfortschritts wurden Anfänger und Experten im Rahmen zweier Trainingskurse vor dem gleichen klinischen Setting beurteilt. Anhand von Fragebögen und synchronisierten Videoanalysen (Endoskop, Röntgen, Außenkameras) wurden ihre Lernkurven ausgewertet.

Ergebnisse: Unter den gegebenen realistischen Trainingsbedingungen waren die Experten – wie erwartet – den Anfängern in Eingriffsgeschwindigkeit, Kanülierungsraten, Sicherheit und Endoskop-Handling überlegen. Unter jeweils identischen Bedingungen zeigten beide Gruppen einen eindeutig positiven Lernfortschritt. Das Phantom wurde aufgrund seiner humanen Anatomie, der klinikanalogen Simulation mit Durchleuchtung und den umfassenden Interventionsmöglichkeiten sowohl von den Trainees als auch von den Ausbildern sehr gut bewertet.

Schlussfolgerung: Schon jetzt bietet der „Biliphant“ eine überzeugende Alternative zu den bisher bekannten ERCP-Trainern und wird durch die Integration neuer Module (z.B. individuelle Patientensimulation) stetig weiter optimiert.