Z Gastroenterol 2015; 53 - KG184
DOI: 10.1055/s-0035-1559210

Donor-spezifische Antikörper (DSA) Diagnostik nach Lebertransplantation

K Willuweit 1, F Heinemann 2, P Horn 3, G Gerken 4, A Paul 5, K Herzer 6
  • 1Universitätsklinikum, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie/Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurige, Essen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum, Institut für Transfusionsmedizin, Essen, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum, Institut für Transfusionsmedizin, Essen, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurige, Essen, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum, Klinik für Gastroenterologie/Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurige, Essen, Deutschland

Einleitung: Donor-spezifische Antikörper (DSA) können nach einer Organtransplantation zu humoralen Abstoßungsprozessen führen und den Verlauf negativ beeinflussen. Während im Bereich der Nierentransplantation die Bestimmung der DSAs ein etabliertes Verfahren ist, gibt es für die Lebertransplantation (LT) bislang noch wenig Evidenz für standardisierte Bestimmungen. Jedoch entsteht zunehmend ein Bewusstsein, dass DSAs auch nach Lebertransplantation verantwortlich sein können für komplikative Verläufe. Methoden: Seit Januar 2014 wurde bei ca. 400 Patienten unserer LT-Nachsorgeambulanz der DSA-Status bestimmt. Der Antikörpernachweis erfolgte im Lymphozytentoxizitäts-Test (LCT), das Screening auf bindende HLA-Klasse I/-II, sowie die Antikörper-Spezifizierung mittels Luminex-basierter FACS-Analyse. Patientencharakteristika und Donorfaktoren wurden in einer Datenbank erfasst (Grunderkrankung, Immunsuppression, Zeitraum nach Transplantation, Alter, Geschlecht, BMI, diabetogene Stoffwechsellage, Komplikationen) und mit dem Auftreten von DSAs korreliert. Die statistische Auswertung erfolgte über den Chi-Quadrat-Test mit Verwendung der Näherung durch den Fisher-Exact-Test. Ergebnisse: Es ergibt sich eine deutliche Korrelation der Grunderkrankung mit dem Auftreten von DSAs. So lassen sich bei 47% (p = 0,004) der Patienten mit nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH) sowie bei 30% (p = 0,008) der Patienten mit einer autoimmunen Lebererkrankung als Indikation zur LT DSAs nachweisen. Darüber hinaus treten DSAs unter dem Einsatz einer mTor-basierten Immunsuppression (IS) signifikant seltener auf (8%) als unter EVR-freier IS (23%, p = 0,012). Zudem entwickeln 47% der Patienten mit DSAs Komplikationen im Verlauf nach der Transplantation, allerdings nur 37% der Patienten ohne DSAs. Schlussfolgerung: Das Auftreten von DSAs stellt einen prädiktiven Faktore für das Auftreten von Komplikationen nach Lebertransplantation dar. Vor allem Patienten mit autoimmunen Lebererkrankungen und NASH stellen Hochrisikogruppen dar, bezüglich des Auftretens von DSAs. Everolimus scheint einen protektiven Effekt auf die Entwicklung von DSAs zu haben. Die DSA Bestimmung ermöglicht ein individualisiertes Risikomanagement nach Lebertransplantation.