Z Gastroenterol 2015; 53 - KG173
DOI: 10.1055/s-0035-1559199

Evaluation der Hämostase mittels Rotationsthrombelastometrie® bei Patienten mit akutem Leberversagen und fortgeschrittener Lebererkrankung

S Bedreli 1, J Sowa 1, S Blomeyer 1, A Paul 2, G Gerken 1, F Saner 2, A Canbay 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemeinchirurgie, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Deutschland

Einleitung: Das akute Leberversagen (ALV) und die Leberzirrhose (LZ) sind charakterisiert durch komplexe hämostaseologische Störungen. Nach den konventionellen Gerinnungstests (INR, aPTT, Thrombozytenzahl, Fibrinogen) wäre eine Blutungsneigung zu erwarten, trotzdem weisen viele Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung eine deutliche Thromboseneigung auf, mit zum Teil fatalen Folgen. Trotz dieser Erkenntnisse erfolgt die Evaluation einer potentiellen Blutungsneigung vor Interventionen weiterhin über klassische Gerinnungstests mit entsprechender Gerinnungsfaktorensubstitution.

Material und Methoden: Die Rotationsthrombelastometrie® (ROTEM®) ist ein bettseitig verfügbarer Globaltest der Gerinnung. In dieser Arbeit wurden Patienten mit ALV und LZ, die in den konventionellen Gerinnungstests eine kompromittierte Gerinnung vorwiesen, vor Interventionen mittels ROTEM® evaluiert. Anhand eines festen Algorithmus wurden die fehlenden Gerinnungsfaktoren substituiert. Primäres Ziel der Arbeit war es zu eruieren welche und wie viele Gerinnungsprodukte im Vergleich zu den konventionellen Gerinnungstests substituiert wurden. Sekundär erfolge ein Vergleich der Komplikationen und Kosten mit einem historischen Kollektiv.

Ergebnisse: ALV Patienten zeigten nach den konventionellen Gerinnungstests eine eingeschränkte Hämostase. Nach der ROTEM®-Analyse war jedoch keine Substitution von Gerinnungsfaktoren notwendig. Die Patienten mit LZ wiesen ebenfalls eine Hypokoagulabilität auf. Nach den konventionellen Gerinnungstests hätte man häufiger Einheiten des Prothrombinkomplexes (PPSB) substituiert. Allerdings musste nach ROTEM® mehr Fibrinogen substituiert werden. Insgesamt wurden in dieser Gruppe deutlich weniger Gerinnungsfaktoren substituiert. Bei beiden Gruppen traten keine Blutungskomplikationen auf, aber in der LZ-Vergleichsgruppe wurden in 3 Patienten thrombotische Komplikationen beobachtet. Es wurden insgesamt ca. 30.000 € gespart.

Schlussfolgerung: Die ROTEM®-Analyse ist eine sichere Methode zur präinterventionellen Evaluation der Hämostase bei Patienten mit Lebererkrankungen. Sie führt nicht nur zu einer signifikanten Reduktion der transfundierten Gerinnungsfaktoren und konsekutiv Reduktion der Kosten, sondern auch zu Reduktion der thrombotischen Komplikationen.