Z Gastroenterol 2015; 53 - KG171
DOI: 10.1055/s-0035-1559197

Eine Infektion mit H. pylori hat keinen signifikanten Einfluss auf die Entstehung einer minimalen hepatischen Enzephalopathie bei Patienten mit Leberzirrhose

C Schulz 1, K Schütte 1, J Voß 1, N Reisener 1, P Malfertheiner 1
  • 1Otto-von-Guericke Universität, Universtitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland

Hintergrund. Ammoniak wird in der Pathogenese der (minimalen) hepatischen Enzephalopathie eine zentrale Rolle zugeschrieben. Erhöhte Ammoniakspiegel resultieren aus einem verringerten hepatischen Abbau im Rahmen der Harnstoffsynthese und/oder aus einem vermehrten Anfall als Stoffwechselprodukt Urease-haltiger intestinaler Bakterien. Ob die Infektion mit Helicobacter pylori als obligat pathogenem gastralen Bakterium einen signifikanten Anteil an den erhöhten Ammoniakspiegeln bei Patienten mit Leberzirrhose und occulter HE (MHE) verursacht und somit auch als Risikofaktor für die MHE gewertet werden muss, ist unklar. Studien an Patienten mit overter hepatischer Enzephalopathie konnten keinen eindeutigen Zusammenhang zeigen.

Material und Methoden. Im Rahmen einer prospektiven klinischen Studie wurden bei Patienten mit Leberzirrhose ohne vorangegangene H. pylori-Eradikation und ohne overte hepatische Enzephalopathie neuropsychologische Tests (Critical Flicker Frequency (CFF)) zum Nachweis einer MHE durchgeführt. Eine CFF < 39 Hz wurde als pathologisch gewertet. Es erfolgte zusätzlich ein Bestimmung der H. pylori -Serologie sowie der Ammoniak-Konzentration im Blut (normal bis 55,3 µmol/l).

Ergebnisse. Von den 84 Patienten mit Leberzirrhose (m 70, w 14, mittleres Alter 62 Jahre (SD 9,03), Child A n = 42, Child B n = 29, Child C n = 11) zeigten 24 (28,6%) eine pathologische CFF, 31 (36,9%) eine pathologische Ammoniakkonzentration. Eine Infektion mit H. pylori wurde bei 18 Patienten (21,4%) serologisch nachgewiesen.

Von 66 H. pylori negativen Patienten zeigten 20 (30,3%) eine MHE in der CFF, 25 eine pathologische Ammoniakkonzentration (37,9%) im Blut. Von den 18 H. pylori positiven Patienten hatten 4 (22,2%, p = 0,501) Patienten eine MHE, 6 (33,3%, p = 0,723) hatten eine pathologische Ammoniakkonzentration im Blut.

Schlussfolgerung. Es besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Infektion mit H. pylori und einer MHE oder erhöhten Ammoniakkonzentrationen im Blut bei Patienten mit Leberzirrhose. Die Wirksamkeit nicht-resorbierbarer Antibiotika in der Therapie der (M)HE suggeriert einen relevanten Einfluss intestinaler Bakterien in der Pathogenese der (M)HE, der Einfluss von H. pylori an den erhöhten NH4- Spiegeln erscheint nicht relevant.