Z Gastroenterol 2015; 53 - KG169
DOI: 10.1055/s-0035-1559195

Veränderungen der emotionalen Befindlichkeit treten im Rahmen der „covert“ Hepatischen Enzephalopathie auf und sind mittels der Eigenschaftswörterliste 60-S quantifizierbar

R Greinert 1, C Ripoll 1, M Hollenbach 1, P Michl 1, A Zipprich 1
  • 1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie und Hepatologie, Halle, Deutschland

Einleitung: Die covert Hepatischen Enzephalopathie (CHE) geht mit Einschränkungen der Lebensqualität einher. Die emotionale Befindlichkeit eines Patienten (Pt) ist Teil der Lebensqualität. Ziel war es zu prüfen, ob die CHE einen signifikanten, quantifizierbaren Einfluss auf die emotionale Befindlichkeit hat.

Methoden: Alle Pt mit Leberzirrhose, die zwischen 2011 und 2012 eine Testung auf CHE mittels PSE-Syndrom-Test (PSE), kritischer Flimmerfrequenz (CFF) und einem Test zur Quantifizierung der emotionalen Befindlichkeit, der sog. Eigenschaftswörterliste 60-S (EWL), erhielten, wurden eingeschlossen. CHE wurde definiert durch einen pathologischen PSE und fehlende Symptome einer overt Hepatischen Enzephalopathie (HE II-IV). Die EWL wurde anhand ihrer 6 interpretativen Bereiche (Leistungsbezogene Aktivität, Allgemeine Desaktivität, Extraversion/Introversion, Allgemeines Wohlbehagen, Emotionale Gereiztheit, Angst/Deprimiertheit) klassifiziert. Parametrische und nichtparametrische Testverfahren wurden nach Variablenverteilung verwendet.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 117 Pt [32% Frauen, Altersmedian 59 (IQ 48 – 67), MELD 14 (11 – 19), alkoholassoziiert 74%, CFF 40 Hz (37 – 42)]. 70 Pt (60%) hatten eine CHE, assoziiert mit höherem MELD 16 (13 – 21; p = 0,001) und höherem Child-Score 10 (9 – 11; p = 0,001) als Pt ohne CHE. Alle Bereiche der EWL waren signifikant mit CHE assoziiert, außer der Aspekt „Gereiztheit“. CHE-Erkrankte empfanden eine niedrigere Aktivität [19,0 (12,3 – 22,0) vs. 22,0 (18,0 – 26,5); p = 0,004], ein niedrigeres Wohlbehagen [17,0 (14,5 – 20,0) vs. 21,0 (16,8 – 24,3); p = 0,001] und eine reduzierte Extraversion [21,0 (18,3 – 24,0) vs. 23,5 (20,3 – 25,0); p = 0,021]. Die Bereiche Desaktivität [23,0 (16,8 – 28,3) vs. 19,0 (15,0 – 22,0); p = 0,031] und Angst/Deprimiertheit [14,0 (11,0 – 17,0) vs. 23,5 (20,3 – 25,0); p = 0,033] waren bei CHE erhöht. Zwischen MELD und der Befindlichkeit bestanden hingegen keine Korrelationen. Pt mit alkoholischer Genese empfanden größeres Wohlbehagen als Pt anderer Genese [19,00 (16,00 – 22,25) vs. 15 (12,00 – 21,50); p = 0,019].

Schlussfolgerung: Pt mit CHE leiden bereits unter einer deutlich alterierten emotionalen Befindlichkeit, deren Aspekte sich mittels der sog. Eigenschaftswörterliste quantifizieren lassen. Das Befinden ist unabhängig vom Schweregrad der Leberzirrhose.