Z Gastroenterol 2015; 53 - KG135
DOI: 10.1055/s-0035-1559161

Prognostische Biomarker für den Langzeitverlauf von Hepatitis Delta

A Wranke 1, B Calle Serrano 2, S Ernst 3, B Heidrich 2, J Kirschner 2, B Bremer 2, S Hardtke 4, M Cornberg 2, A Koch 3, M Manns 2, C Falk 5, H Wedemeyer 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Abteilung, Hannover, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Abteilung, Hannover, Deutschland
  • 4Institution, HepNet Study-House, Abteilung, Hannover, Deutschland
  • 5Medizinische Hochschule Hannover, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx), Abteilung, Hannover, Deutschland

Eine chronische Hepatitis Delta-Infektion zeigt den schwerwiegendsten Verlauf aller Hepatitisinfektionen. Pegyliertes Interferon alpha führt zu einer Ansprechrate von nur 25 – 30%. Somit müssen Patienten mit einem milderen Verlauf identifiziert werden, die sich nicht einer Therapie aussetzen sollten. Als Prädiktionsmarker dient der kürzlich publizierte Baseline-Event-Antizipation-(BEA)-Score. Das Ziel dieser Studie war es, den BEA-Score mittels Biomarkern zu verbessern.

Bei 75 Hepatitis Delta-Patienten wurden retrospektiv 54 Zytokine, Chemokine und angiogenetischen Faktoren mittels Multiplex Technologie (Bio-Plex System) gemessen. Die Kohorte bestand zu 37% aus weiblichen Patienten; das Durchschnittsalter betrug 39,5 Jahre. Die Mehrheit der Patienten kam aus dem östlichen Mittelmeerraum (36%) oder der ehemaligen Sowjet Union (39%). Bei der ersten Visite wiesen 33 Patienten eine Leberzirrhose auf. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 4,3 Jahre (0,5 – 14,2). Klinische Endpunkte, definiert als hepatische Dekompensation, hepatozelluläres Karzinom, Lebertransplantation oder Tod traten in 27 Patienten auf.

Eine Assoziation mit dem Auftreten von Endpunkten konnte sowohl für Biomarker (TNF-a (p = 0,04, HR = 0,97), VCAM-1 (p = 0,02, HR = 3,1)) als auch für klinische Parameter (Alter (p = 0,03, HR = 1,1), γGt (p = 0,02, HR = 4,6),INR≥1,2 (p < 0,01, HR = 6,6), Albumin (p = 0,02, HR = 0,9)) gezeigt werden. Anhand der Bildung von Cut-off-Werten mittels Youden Index erstellten wir den folgenden Score: Albumin (≤35 g/l)+0,5*INR (≥1,2)+γGt (≥35 U/l)+2*Alter (≥40 Jahre)+2*TNF-a (≤35 pg/ml)+VCAM-1 (≥65500 pg/ml). Der BEA 2.0-Score kann den klinischen Verlauf mit einer hohen Sensitivität (100%) und Spezifität (96%) sowie hohem positiven (61%) und negativen (100%) Prognosewert vorhersagen. Während der initiale BEA-Score eine ROC-AUC von 0,83 aufwies, konnte der neue BEA 2.0-Score auf 0,93 verbessert werden.

Der klinische Langzeitverlauf von Hepatitis Delta kann anhand einer Kombination aus klinischen Parametern sowie Zytokinen und angiogenetischen Faktoren prognostiziert werden. Diese Daten können einen klinischen Stellenwert für die Therapieentscheidung darstellen. Die Rolle von TNF-a und VCAM in der Pathogenese einer chronischen Hepatitis Delta-Infektion muss evaluiert werden.