Z Gastroenterol 2015; 53 - KG104
DOI: 10.1055/s-0035-1559130

Das Thrombozytenchemokin CXCL7 stimuliert proangiogenetische Effekte der hepatischen Sternzellen über eine Aktivierung des CXCR1-Rezeptors

K Hamesch 1, I Lettow 1, P Fischer 1, H Sahin 1, H Wasmuth 2, J Trebicka 3, C Trautwein 1, M Berres 1
  • 1Uniklinik RWTH Aachen, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Medizinische Klinik III, Aachen, Deutschland
  • 2Luisenhospital Aachen, Medizinische Klinik, Aachen, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Bonn, Gastroenterologie/Hepatologie, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland

Einleitung: Thrombozyten spielen vielfältige Rollen in der Leberfibrose und tragen u.a. zur Aktivierung hepatischer Sternzellen bei. Aktivierte Thrombozyten sezernieren hohe Mengen an Chemokinen. Die Rolle des häufigsten Thrombozytenchemokins CXC chemokine ligand 7 (CXCL7) wurde in der Leber bisher nicht systematisch analysiert.

Methoden: Bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen wurden die Aktivierung peripherer Thrombozyten (Durchflusszytometrie) sowie CXCL7-Plasmawerte (ELISA) untersucht und mit dem Fibrosegrad korreliert. Zudem wurden CXCL7-Werte im portalen und Lebervenenblut vor und nach (14 Tage) TIPS-Anlage bestimmt. Die humane hepatische Sternzellen Linie (LX-2) wurde mit rekombinantem CXCL7 mit und ohne hemmende Antikörper gegen die Rezeptoren CXCR1 und CXCR2 stimuliert und mittels RT-PCR (VEGF, CXCR1, CXCR2), ELISA (VEGF) sowie Immunhistochemie (CXCR1, CXCR2) charakterisiert. Zudem wurde die Proliferationsrate der humanen Endothelzelllinie HUVEC nach Inkubation mit Überständen CXCL7 stimulierter LX-2 Zellen ermittelt.

Ergebnisse: Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und pathologischem FibroScan-Ergebnis haben eine erhöhte Rate aktivierter Thrombozyten im Vergleich zu Gesunden. Dies korreliert mit einer erhöhten CXCL7-Plasmakonzentration. Patienten mit Zirrhose und portaler Hypertension weisen erhöhte CXCL7-Konzentrationen im Lebervenenblut im Vergleich zum portalem Blut auf. Die Anlage eines TIPS führt zur Reduktion der CXCL7 Werte im Lebervenenblut. CXCL7-Stimulation von LX-2 Zellen induziert die Expression von VEGF und führt zur vermehrten Proliferation von HUVEC. LX-2 Zellen exprimieren CXCR1 und CXCR2, wobei CXCR1 durch CXCL7-Stimulation vermehrt induziert wird. Vorbehandlung von LX-2-Zellen mit anti-CXCR1, nicht aber mit CXCR2-Antikörpern, inhibiert die Induktion der CXCL7 vermittelten VEGF-Expression.

Schlussfolgerung: Thrombozyten sind in Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und insbesondere bei erhöhter Lebersteifigkeit vermehrt aktiviert. CXCL7 korreliert mit dem Fibroscan-Ergebnis und der portalen Hypertonie und wird vermehrt intrahepatisch freigesetzt. Mechanistisch scheint CXCL7 die proangiogenetischen Eigenschaften hepatischer Sternzellen durch die CXCR1-abhängige Induktion der VEGF-Expression zu fördern.