Z Gastroenterol 2015; 53 - KG095
DOI: 10.1055/s-0035-1559121

Morbus Wilson: Einfluss auf die Lebensqualität und Risiko der Depressionsentwicklung

J Pfeiffenberger 1, M Schaefer 1, D Gotthardt 1, N Ganion 2, S Wohnsland 3, J Seessle 1, W Stremmel 1, K Weiss 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik IV, Gastroenterologie und Hepatologie, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik II, Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland

Einleitung:

Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbbare Erkrankung des Kupferstoffwechsel und führt unbehandelt zu hepatischen Komplikationen bis hin zu Leberzirrhose oder akutem Leberversagen, sowie zu neuropsychiatrischen Störungen. Somit bedarf es einer lebenslangen „Entkupferungstherapie“, womit in den allermeisten Fällen eine normale Lebenserwartung besteht. Damit rückt die Auswirkung der Erkrankung auf die Lebensqualität vermehrt in den Fokus.

Material und Methoden:86 Patienten unserer Morbus Wilson-Ambulanz wurden retrospektiv analyiert. Der PHQ-9- Fragebögen wurde zur Ermittlung des Depressionsrisikos und der SF-36-Fragebogen zur Ermittlung der Lebensqualität angewendet. Subgruppen wurden bezüglich Geschlecht, klinischer Manifestation und Wilson-spezifischer Therapie analysiert.

Ergebnisse: Der PHQ-9-Fragebogen zeigte, dass 21% (14/68) unserer Patienten ein Risiko für die Entwicklung schwerer depressiver Störungen aufwiesen (PHQ-9 Summe > 10) und 35% (24/68) ein Risiko für das Auftreten milder Depressionen (PHQ-9 Summe 5 – 9) aufwiesen. Weibliche Patientinnen zeigten eine signifikant niedrigere Lebensqualität. Initiale neurologische Krankheitsmanifestation war mit einer signifikant erniedrigten Lebensqualiät assoziiert. Patienten unter D-Penicillamintherapie zeigten eine tendentiell höhere Lebensqualität als Patienten unter Zink oder Trientine. Dennoch zeigten Patienten mit Morbus Wilson insgesamt eine höher Lebensqualität als Patienten mit anderen chronischen Lebererkrankungen. Diese war vergleichbar zu der normalen deutschen Bevölkerung.

Schlussfolgerung: Patienten mit Morbus Wilson sollten aktiv auf depressive Symptome untersucht werden. Insbesondere Patienten mit primär neurologischer Krankheitsmanifestation scheinen eine signifikante Einschränkung der Lebensqualität aufzuweisen.