Z Gastroenterol 2015; 53 - KG092
DOI: 10.1055/s-0035-1559118

58-jähriger Patient mit spontaner Remission einer chronischen HCV-Infektion und hochvirämischer HBV-Reaktivierung nach autologer Stammzelltransplantation

L Reinhardt 1, H Eiffert 2, G Wulf 3, P Ströbel 4, A Amanzada 5, V Ellenrieder 1, A Neesse 5
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie, Leberzentrum Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Göttingen, Deutschland
  • 3Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie, Göttingen, Deutschland
  • 4Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Pathologie, Leberzentrum Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • 5Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland

Einleitung:

Die Reaktivierung einer HBV-Infektion nach Stammzelltransplantation (SZT) stellt eine schwerwiegende Komplikation dar. Eine HBV/HCV-Koinfektion ist mit einem rascheren Krankheitsverlauf, einer erhöhten Mortalität und erhöhtem Risiko für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms (HCC) assoziiert. Okkulte HBV-(Ko-)Infektionen (OBI) erschweren oftmals die Diagnostik.

Klinischer Fall:

Ein 58-jähriger Patient stellte sich im Juni 2014 zur Therapieevaluation bei vorbekannter chronischer HCV-Infektion mit dem Genotyp 1b in unserer Leberambulanz vor. Die Infektion war erstmalig im August 2012 im Rahmen eines Screenings vor Stammzelltransplantation diagnostiziert worden, eine antivirale Therapie wurde bislang noch nicht durchgeführt. Im August 2012 und September 2013 waren aufgrund eines multiplen Myeloms autologe Stammzelltransplantationen durchgeführt worden. Bis zur letzten Stammzellmobilisation im Juli 2013 war konstant eine mittelhohe HCV-Virämie nachgewiesen worden, das Hepatitis-B-Screening (HBs-Ag, Anti-HBc, Anti-HBs) war unauffällig. Im weiteren Verlauf kam es zu einer reversen Serokonversion und hochvirämischen HBV-Reaktivierung, daraufhin wurde eine antivirale Therapie mit Tenofovir eingeleitet. Bei nachfolgendem deutlichem Transaminasenanstieg war eine Hospitalisierung notwendig geworden, eine HDV-Koinfektion wurde ausgeschlossen. Die Leberbiopsie ergab eine leicht- bis mäßiggradige chronische unspezifische Hepatitis mit Einzelverfettung (Grad 2 – 3 n. Desmet) und mäßiggradiger Fibrose (Stadium 2 n. Desmet). Unter laufender Tenofovir-Therapie wurde zudem eine fortbestehende HCV-Remission beobachtet. Seit Januar 2015 besteht ein „Anti-HBc-only-Status“, die antivirale Therapie wird unverändert fortgeführt und der Patient ist klinisch in sehr gutem Zustand.

Diskussion:

Bei Patienten mit geplanter Stammzelltransplantation sollte im Vorfeld ein komplettes Hepatitis-Screening durchgeführt werden. Im Falle einer bestehenden HCV-Infektion sollten gerade auch bei negativem Status für HBs-Ag, Anti-HBc und Anti-HBs wiederholte Bestimmungen der HBV-DNA erfolgen, um eine OBI auszuschließen. Die andauernde Spontanremission der HCV-Infektion nach SZT und HBV-Reaktivierung ist in diesem Zusammenhang als Rarität anzusehen.