Ultraschall Med 2015; 36 - A247
DOI: 10.1055/s-0035-1558773

Pränatale Fornixruptur bei Urethralklappen

A Worms 1, A Friedland 1, N Hofknecht 2, D Müller 2
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kassel
  • 2Klinik für Kinder-. und Jugendmedizin, Klinikum Kassel

Fallvorstellung: Die Schwangere wurde unserer Sprechstunde für Pränatale Diagnostik und Therapie in der 35+0 SSW. wegen einem fetalen Harnstau bei Zustand nach zweimaliger Sectio caesarea zugewiesen. Es zeigten sich bei einem männlichen Feten eine prall gefüllte Harnblase mit einer ausgeprägten Hydronephrose beidseits (Nierenbecken links 31 mm, rechts 41 mm) und Hydroureteren beidseits. (Abb. 1). Das Nierenparenchym stellte sich beidseits unauffällig dar. Der Fruchtwasserindex befand sich im Normbereich. Makrosomer Fetus mit einem Schätzgewicht über der 97,5er Perzentile bei unauffälligem 75 g-oGTT. Eine Verlaufskontrolle in 2 Wochen wurde vereinbart. Bei dieser fanden sich im Vergleich zum Vorbefund ein unveränderter rechtsseitiger Nierenbefund, ein deutlich geringer ausgeprägter Harnstau der linken Niere, ein ausgeprägter Flüssigkeitssaum in der linken Nierenkapsel (Abb. 2) und reichlich Ascites. Die Entbindung erfolgte am gleichen Tag per primärer Re-Re-Sectio caesarea. Männliches Neugeborenes, 4450 g, Länge 50 cm, Kopfumfang 36 cm, Apgar 6/7/9, NA-pH 7,40. Postpartal bestätigte sich die Fornixruptur (Abb. 3), am 2. Lebenstag erfolgte die Anlage eines suprapubischen Katheters. In der MCU zeigte sich als Ursache eine Urethralklappe, welche bei zwischenzeitlichen ambulanten Kontrollen nach 15 Wochen gespalten wurde. In den Verlaufskontrollen stabiler Befund, Kreatinin 0,4 mg/dl.

Schlussfolgerung: Eine pränatale Fornixruptur tritt selten und in über 70% in Zusammenhang mit posterioren Urethralklappen auf. Bei einem pränatal diagnostiziertem ausgeprägtenfetalen Harnstau sind engmaschige Sonografiekontrollen angezeigt, um diese schwere, wenn auch seltene Komplikation rechtzeitig zu diagnostizieren.

Abb. 1: Hydronephrose links 35+0 SSW.

Abb. 2: Fornixruptur links 37+0 SSW.

Abb. 3: Niere links postpartal