Ultraschall Med 2015; 36 - A234
DOI: 10.1055/s-0035-1558760

Exakte Gestationsalterbestimmung im ersten Trimenon – wie genau messen wir? Auswirkungen auf Geburtsmanagement und -gewicht

J Weichert 1, J Schäfer 1, M Gembicki 1, D Hartge 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Ziel: Analyse zur Genauigkeit der Gestationsalterbestimmung im Rahmen des Routine- und gezielten pränatalen US im ersten Trimenon.

Methoden: Insgesamt wurden 2.054 Einlingsschwangerschaften untersucht. In die finale Analyse wurden 1.649 geeignete Fälle (bekannte letzte Periode, regelhafter Zyklus) eingeschlossen. Alle Schwangeren wurden im Rahmen des Ersttrimesterscreenings (ETS) gesehen und bis zur Geburt begleitet. Die gemessenen Scheitel-Steißlängen (SSL), die Diskrepanz zwischen errechnetem und erwartetem GA (ΔGA) und die Geburtsberichte des Studienkollektives wurden erfasst und hinsichtlich maternaler und Geburts-Charakteristika kategorisiert und ausgewertet. Schwangerschaften mit bekannten genetischen oder strukturellen fetalen Störungen wurden von der Studie ausgeschlossen.

Ergebnisse: Das mittlere Geburtsgewicht und die Tragzeit lagen bei 3.334 g bzw. 272 d. Insgesamt hatten 1.346 Schwangere spontan konzipiert, bei 303 Frauen ging eine reproduktive Behandlung voraus. Bei 331 Schwangeren (20,1%) ist das GA bereits durch den behandelnden Gynäkologen korrigiert worden. Nach erfolgtem ETS fiel bei weiteren 382 Schwangeren (23,2%) eine diskrepante SSL, passend zu einem ΔGA von 3 bis < 5 d (inkl. 66 bereits korrigierte Fälle). In weiteren 197 Fällen (11,9%) betrug das ΔGA ≥5 d (inkl. 40 korrigierte Fälle). Bezogen auf das Geburtsgewicht zeigte sich eine schrittweise Änderung des spätere nGeburtsgewichtes mit Zunahme des ΔGA (84 g bei ΔGA 3 bis < 5 d vs. 161 g bei ΔGA ≥5 d). Der Abgleich auf maternale Einflussgrößen zeigte lediglich eine schwache Korrelation zwischen erhöhtem BMI, GDM und diskrepanten SSL und Geburtsgewicht.

Zusammenfassung: Die Studie zeigt dass in einem Drittel der Schwangeren relevante SSL Diskrepanzen beobachtet werden konnten, die sich mit einem signifikant veränderten Geburtsgewicht bemerkbar gemacht haben. Das unterstreicht die Notwendigkeit für standardisierte Richtlinien für eine exakte GA-Bestimmung mittels SSL-Messung in der Frühschwangerschaft.