Der Klinikarzt 2015; 44(6): 279
DOI: 10.1055/s-0035-1558443
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Leitsymptom Hüftschmerz

Franz Maurer
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Publication Date:
26 June 2015 (online)

Der Hüftschmerz führt den Patienten mehr oder weniger direkt zum Orthopäden. Doch nicht alles, was unter „Hüftschmerz“ läuft, hat seine Ursache im Bereich der Hüfte, wobei die Bezeichnung „Hüfte“ natürlich aus dem Blickwinkel des Mediziners eine relativ ungenau definierte anatomische Region darstellt.

Für den Orthopäden ist der belastungsabhängige Schmerz in der Leistenregion der klassische Hinweis des Patienten auf einen pathologischen Befund im Bereich des Hüftgelenks. Die möglichen Ursachen sind vielgestaltig – angefangen von der Arthrose bis zum Tumor. Das Hüftgelenk ist der klinischen Untersuchung gut zugänglich. Bei Verdacht auf eine krankhafte Veränderung im Bereich dieses Gelenks hat bereits die Projektionsradiografie eine hohe Aussagekraft. In Zweifelsfällen kann durch Schnittbildgebung wie Computertomografie und Magnetresonanztomografie eine weitere Abklärung mit hoher Sensitivität und Spezifität erfolgen.

Mittlerweile hat auch die Arthroskopie des Hüftgelenks mit ihren diagnostischen wie auch therapeutischen Möglichkeiten erheblich an Bedeutung gewonnen – insbesondere seit das Impingement als Diagnose Eingang in den klinischen Alltag gefunden hat.

Immer wieder kommt es aber vor, dass sich in der klinischen Untersuchung, und vor allem in der Bildgebung, wider Erwarten doch keine krankhafte Veränderung am Hüftgelenk nachweisen lässt – oder aber doch kein so schwerwiegender Befund, um eine eindeutige Therapieindikation daraus ableiten zu können. Gerade die vermeintlich so typische Leistenregion stellt nämlich ein Projektionsfeld für viele verschiedene krankhafte Veränderungen dar, die nichts mit dem orthopädischen Fachgebiet zu tun haben.

Diese Situation erfordert dann weitere differenzialdiagnostische Überlegungen, die in die Kompetenz verschiedener anderer Fachbereiche fallen. Es erscheint deswegen sinnvoll, in diesem Heft zum Thema „Hüftschmerz“ auch die Vertreter derjenigen Fachbereiche zu Wort kommen zu lassen, bei denen differenzialdiagnostisch Ursachen des Leistenschmerzes angesiedelt sein könnten.

Mit der Hüftgelenksendoprothese steht dem Orthopäden oder Chirurgen eine Therapiemethode zur Verfügung, deren nachhaltiger Erfolg sie zu einem kaum vergleichbaren Siegeszug in den letzten Jahrzenten geführt hat. Bei allem Benefit für die Patienten stellt für viele Kliniken und die darin operierenden Mediziner die Hüftgelenksendoprothetik auch nach wie vor eine gut kalkulierbare und wirtschaftlich interessante Leistung dar. Dieser Umstand hat zu einem verschärften Wettbewerb um Patienten und erhöhten Marketinganstrengungen geführt.

Die Bemühungen der Orthopädischen Fachgesellschaften um eine möglichst hohe Qualität haben mittlerweile zur Zertifizierung von Endoprothesenzenten (EPZ) geführt, die auch eine Teilnahme am Nationalen Endoprothesenregister nachweisen müssen.

Der endoprothetische Gelenkersatz sollte aber nach wie vor am Ende des Behandlungsalgorithmus stehen, zumal auf dem Weg dahin noch viele Möglichkeiten der konservativen Therapie zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der Diskussion um vermeintlich zu viele endoprothetische Ersatzoperationen in Deutschland ist der potentielle Operateur gut beraten, die Operationsindikation gut durch objektivierbare Befunde abzusichern und auch zu dokumentieren.